„Landwirtschaft ist Teil der regionalen Identität: Sie zeigt, wie eng Gemeinschaft, Natur und Ernährung zusammenhängen.“

Landwirtin Judith Batke
Hof mit Tradition und Zukunft
Judith Batke steht für eine Landwirtschaft im Oldenburger Münsterland, die weit mehr ist als Tierzucht. Auf ihrem Hof in Visbek verbindet sie Tradition mit Zukunft, Verantwortung mit Leidenschaft und prägt so das Bild der Region mit. Für Batke ist Landwirtschaft Teil der regionalen Identität: Sie schafft Werte, vermittelt Wissen und zeigt, wie eng Gemeinschaft, Natur und Ernährung zusammenhängen.
Wenn Judith Batke morgens um halb sieben ihren Tee trinkt und in den Stall geht, beginnt für sie nicht einfach ein weiterer Arbeitstag, sondern ein neuer Abschnitt im wiederkehrenden, aber nie ganz vorhersehbaren Rhythmus der Landwirtschaft. Für die engagierte Landwirtin gehören Flexibilität und Spontaneität ebenso zum Alltag wie Verantwortung und Weitblick. „Ich plane etwa 60 Prozent des Tages – den Rest macht das Leben“, sagt sie und lacht wissend. So ein Hof bringt wirklich immer Überraschungen mit sich. Ein Kalb wird geboren, ein Tier bricht aus, der Lohnunternehmer ruft früher an als geplant und hat nur gerade jetzt Zeit zum Mähen – dann ändert sich der ganze Tagesablauf in diesem einen Moment, aber es geht trotzdem weiter.
Judith Batke lebt und arbeitet in Visbek bei Vechta im Oldenburger Münsterland, wo sie rund 50 Hektar Land bewirtschaftet und etwa 180 Rinder sowie 1000 Schweine versorgt.
Ihr Hof ist nicht nur ein Arbeitsplatz für sie, sondern auch Lernort. Über 30 Auszubildende hat sie bereits angelernt, viele davon haben ein Jahr lang bei ihr gelebt. „Das Haus füllt sich immer wieder neu“, sagt sie mit einem Blick durch die große Küche und über den langen Esstisch hinweg, und meint damit nicht nur die jungen Menschen, die sie begleitet, sondern auch die lebendige Atmosphäre, die damit einzieht. Jeder bekommt ein eigenes Zimmer, ein Stückchen Privatsphäre inmitten des Trubels – und täglich neue Aufgaben. Diese beginnen etwa beim eigenverantwortlichen Füttern der Tiere, bis hin zu ersten Gehversuchen in der Tierzucht.

„Die Kuh fragt nicht, ob es gerade passt. Sie kalbt, wenn sie kalben will. Das muss man mögen.“
Die Liebe zum Beruf und das Verständnis für junge Menschen prägen ihre Arbeit als Ausbilderin. Sie bereitet ihre Lehrlinge auf Verantwortung vor, begleitet sie Schritt für Schritt und lässt ihnen Raum zum Wachsen. Darüber hinaus engagiert sie sich für Bildung weit über den eigenen Hof hinaus.
Als Mitglied der RUBA-Bildungsinitiative (Förderverein Regionale Umweltbildung-Agrarwirtschaft e.V.) bringt sie Schulklassen in direkten Kontakt mit der Landwirtschaft. Kinder dürfen mit in den Stall, lernen, woher Milch kommt, erleben, wie ein Bauernhof funktioniert und sehen dabei nicht selten zum ersten Mal eine Kuh aus der Nähe. „Das verändert ihre Sicht auf vieles“, sagt Batke mit spürbarer Überzeugung.

Auch ihre Kinder sind mit dem Hofleben groß geworden. Ihr Sohn studiert heute in Hamburg Architektur, ihre Tochter ist angehende Tierärztin und engagiert sich in der Familientradition der Zucht. Die Batkes züchten die Rinderrasse Holstein Friesian, bekannt für ihre starke Milchleistung – mit beachtlichem Erfolg. Eine ihrer Kühe wurde sogar zur schönsten Färse (eine geschlechtsreife Kuh, die aber noch kein Kalb geboren hat) Europas gekürt. Obwohl sie Angebote bis in den sechsstelligen Bereich für das Tier erhielten, verkauften sie es nicht.Die Kuh Kora blieb, lebte 14 Jahre lang bei ihnen – und ihre Nachkommen grasen heute noch auf den Weiden. Sie steht sinnbildlich für die Bedeutung, die Batke der Haltung ihrer Tiere beimisst.
Judith Batke ist keine Einzelkämpferin, auch wenn sie sich als Frau in einer männergeprägten Branche durchaus durchsetzen musste. „Anfangs haben sich die Händler oft zuerst an meinen Vater gewandt, nicht an mich. Aber wenn klar war, dass ich die Entscheidungen treffe, hat sich das geändert.“ Sie war viele Jahre im Landvolkvorstand aktiv, ist ehrenamtliche Schöffin und Teil mehrerer regionaler Initiativen. „Ich denke, dass ich meinen Platz gefunden habe. Die Männer wissen, dass sie mit mir reden können.“

Die Art, wie hier auf Batkes Hof gearbeitet, gezüchtet und ausgebildet wird, spiegelt Tradition, Wissen und Werte der Region wider. Mit engem Kontakt zu Schulklassen, Auszubildenden und gesellschaftlichen Initiativen möchte sie ein Gefühl dafür schaffen, wo in der Gegend um Cloppenburg und Vechta herum Lebensmittel hergestellt werden, wie Verantwortung für Natur und Tiere aussieht und wie stark Landwirtschaft die Gemeinschaft prägt.
Für die Zukunft wünscht sie sich, dass ihre Kinder eine klare Entscheidung treffen: Ihr Sohn wird seine eigene Hofstelle weiterführen, ihre Tochter kann den Batkes-Hof übernehmen – oder bekommt das Hofkapital. „In sechs Jahren will ich wissen, was ihr Weg ist. Dann bin ich 60 und möchte langsam Verantwortung abgeben.“ So schließt sich der Kreis: Das, was einmal ihre Eltern für sie getan haben, gibt sie heute an die nächste Generation weiter.
Judith Batkes Weg ist ein starkes Beispiel dafür, wie die Frauengeführte Landwirtschaft heute aussehen kann, mit moderner und wertschätzender Tierhaltung, engagierter Ausbildung, gelebtem Familienbetrieb und einem offenen Dialog mit der Gesellschaft.
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