Die neue Oldenburger Jugendherberge verbindet Tradition mit Inklusion und modernen Komfort – ein Ort der Begegnung für alle.

Modernes Café-Interieur mit Holztischen, Metall- und schwarzen Stühlen und einer langen Bar auf der linken Seite. Ein Wandgemälde mit dem Gesicht einer Person und Skizzen ziert die Rückwand. Hängende Pflanzen und warme Beleuchtung schaffen eine gemütliche, trendige Atmosphäre.

Inklusions-Jugendherberge für Oldenburg

110 Jahre Geschichte zeitgemäß interpretiert.

Hagebuttentee.Unwillkürlich muss man dabei an Jugendherbergen und leicht ramponierte Blechkannen denken. An die ersten Schulausflüge, Stockbetten in Schlafsälen und Kulturbeutel, die man zu den Gemeinschaftsduschen tragen musste. Die ungeliebten Küchendienste fallen einem spontan ein und wie muffig der riesige Geschirrspüler gerochen hat, in den man mit Todesverachtung die schmutzigen Teller der Klassenkameraden geräumt hat.

Doch die Zeiten haben sich zum Glück geändert. Wer die neue Oldenburger Jugendherberge betritt, merkt sofort, dass hier kein Platz für alte Klischees ist. Das im Oktober offiziell eingeweihte Gebäude in der Straßburger Straße 6 gleicht eher einem Hotel. 64 zum Teil behindertengerechte Zimmer. 200 Betten. Großzügig, hell und trotz aller Urbanität dank der verwendeten Naturmaterialien gemütlich. „Den traditionellen Hagebuttentee gibt es aber weiterhin“, verspricht der Leiter Markus Acquistapace. Allerdings hat er nur noch wenig mit dem lauwarmen roten Getränk früherer Klassenfahrten zu tun.

„Wir haben die Mischung gemeinsam mit dem Oldenburger Teehandelshaus ‚Nölker & Nölker‘ zusammengestellt“, verrät der gebürtige Butjenter. Seine Kinder haben ihn bereits verkostet. Schließlich sollte er schülertauglich sein: „Teenager sind diesbezüglich gnadenlos ehrlich.“ Der aromatische Früchtetee hat den Test mit Bravour bestanden. Als „Schirrmanns Hagebutte“ wird er jetzt serviert. In großen Blechkannen ebenso wie aus kleinen Single-Kännchen.

Seinen Namen verdankt er übrigens dem Gründer der Jugendherbergsbewegung, Richard Schirrmann. Im August 1909 geriet der Lehrer mit seinen Schülern in ein Unwetter. Unterschlupf fand die Gruppe an diesem launischen Sommertag in einer leerstehenden Dorfschule. Anschließend stand für den Pädagogen fest: „Der gesamten Jugend, ohne Unterschied, im Abstand eines Tagesmarsches eine gastliche Jugendherberge zu schaffen – das ist mein Ziel.“ Die Vision zu einer weltweiten Erfolgsgeschichte.

Um an den ersten aller Herbergsväter zu erinnern, heißt der Gastronomiebereich „Schirrmann’s Café, Bar, Bistro“ und ist in Oldenburg so ganz anders, als man ihn gemeinhin in einer Jugendherberge erwartet. Einen herkömmlichen Speisesaal sucht man hier vergebens. Stattdessen findet man etwas Besseres. Ein offenes Haus, das auch hungrige Gäste begrüßt, die nicht in der Jugendherberge übernachten oder tagen. Und nicht nur das. „Die verwendeten Produkte kommen nicht von ungefähr, sondern von nebenan“, betont Markus Acquistapace. Regionale Produkte von heimischen Landwirten oder Bäckern einzusetzen, ist für den gelernten Koch und ausgebildeten Coach und Trainer für Servicequalität eine Herzensangelegenheit:
„Wir probieren an der Hunte mit unserem gastronomischen Angebot etwas ganz Neues aus und sind somit innerhalb des Jugendherbergswerkes Vorreiter. Unterstützt wird der 43-Jährige von 40 Mitarbeitern. Für ihn sind sie die tragenden Säulen der Einrichtung, die guten Geister vor und hinter den Kulissen: „Die Hälfte von ihnen sind Inklusionskollegen.“ Integration ist hier kein Lippenbekenntnis. Sie wird gelebt. Am besten lässt sich das mit Goethes Worten beschreiben: „Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein.“

Ein modernes Restaurant mit hellbraunen Lederstühlen, Holztischen und orange gepolsterten Stühlen. Schwarze Hängelampen hängen von einer rustikalen Holzdecke. Der Raum ist mit karierten Böden und natürlichem Licht aus großen Fenstern ausgestattet.

Wertschätzung wird großgeschrieben. In jeder Hinsicht. Das macht die Jugendherberge zu einem Schmelztiegel für Menschen, die die Vorzüge der digitalen Normalität ebenso zu schätzen wissen wie die analoge Nähe.

Überall gibt es demzufolge Ladestationen fürs Handy. WLAN ist eine Selbstverständlichkeit und die fünf Tagungsräume, die aus lokaler Verbundenheit Ems, Haaren, Hunte, Jade und Weser heißen, lassen bei Seminarteilnehmern keine Wünsche offen. Dennoch ist die Jugendherberge für ihren Leiter ein Ort, um runterzufahren, sich zu unterhalten und seinem Gegenüber dabei ins Gesicht zu schauen, statt auf die gläserne Front eines Smartphones einzuhämmern. „Wir müssen nicht immer schneller werden“, findet Markus Acquistapace und hat daher die Einrichtung als ein Refugium der zeitgemäßen Entschleunigung konzipiert. Kein Wunder. Immerhin lautet die Übersetzung seines italienischen Nachnamens nicht umsonst: „Hier ist Frieden.“

Mehr Informationen: oldenburg.jugendherberge.de

Ein Mann in blauem Blazer und weißem Hemd steht lächelnd auf einem Bürgersteig neben grünen Büschen, mit einer Straße und Bäumen im Hintergrund an einem hellen Tag.

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