Die Illustration zeigt drei Betrugsfälle: eine ältere Frau, die einen verdächtigen Anruf erhält, eine Frau, die online einkauft und hinter der eine schattenhafte Gestalt steht, und ein Mann, der besorgt auf ein Telefon schaut, das einen Bitcoin-Absturz anzeigt.

Besser geschützt

Smart gegen Betrug

Ob Enkeltrick, Schockanruf oder Fake-Shop im Internet – Betrugsversuche können uns im Alltag an vielen Stellen begegnen. Für 2024 registrierte das Bundeskriminalamt 743.472 Betrugsfälle im Inland und noch einmal zusätzliche 513.518 Fälle aus dem Ausland, mit einer hohen vermuteten Dunkelziffer. Was Sie wissen müssen und wie Sie sich schützen können.

Professionelle Strukturen

Zunächst wissenswert: Hinter den Taten stecken nicht etwa Einzeltäter, sondern die komplexen Strukturen von Bandenkriminalität, oft auch im Ausland. „Betrüger gehen professionell, organisiert und arbeitsteilig vor – mit Methoden, die bereits tausendfach erprobt worden sind und nachweislich funktionieren“, erklärt Theodor Tiedeken, Leiter Compliance bei der LzO. Laut Tiedeken gibt es im Ausland, zum Beispiel im Libanon oder der Türkei, ganze Telefoncenter, die auf Betrug spezialisiert sind. Durch Call ID Spoofing (Vortäuschen einer falschen Telefonnummer) erkenne man nicht einmal an der Nummer, dass der Anruf aus dem Ausland kommt. Ziel der Betrüger ist es, Menschen zu überrumpeln und sie hinters Licht zu führen, um an ihre Werte (Wertgegenstände, Geld oder Anlagen) zu kommen.

 

Analog und digital existieren nebeneinander

Erster Schritt in der „Wertschöpfungskette“ ist zunächst die Kontaktaufnahme. Diese findet im analogen Raum in der Regel telefonisch statt. Die Nummern beschaffen sich Betrüger übers Telefonbuch oder das Darknet – der illegale Handel mit Daten boomt. Betrüger geben sich am Telefon etwa als Personen des nahen Umfelds des Opfers oder als Autoritäten wie Polizistinnen und Polizisten sowie Staatsanwältinnen und Staatsanwälte aus. Aber auch Haustürbesuche sind möglich. Bekannte Maschen sind zum Beispiel der Enkeltrick oder Schockanrufe, bei denen vermeintlich eine Verwandte oder ein Verwandter verhaftet wurde oder einen Unfall erlitten hat. Die Betrüger fordern eine sofortige Übermittlung von Werten, die dann persönlich abgeholt werden sollen.

Online liegt der Fokus der Täter darauf, Echtzeitüberweisungen zu veranlassen. Nachdem sie zum Beispiel über einen Fake-Shop im Internet die Zugangsdaten fürs Online-Banking abgegriffen haben, täuschen und überrumpeln sie Menschen, um an die für die Zahlungen nötigen TANs (Transaktionsnummern) zu kommen. Bei anderen Maschen veranlasst das Opfer selbst eine Überweisung, erhält aber nicht die versprochene Gegenleistung dafür. Die Möglichkeiten sind vielfältig – von Fake-Shops, bei denen die Ware nie ankommt, bis hin zu dubiosen Transaktionen auf dem Wohnungsmarkt oder an der Kryptobörse. Auch beliebt: der vermeintliche IT-Experte, der einen Virus auf dem Rechner des Opfers entdeckt haben will und seine Hilfe anbietet, um das Problem zu beheben. Dazu fordern Betrüger einen Fernzugriff auf den PC, mit dem sie dann alle Daten einsehen und kopieren können.

Um den Betrug online zu verschleiern, setzen Täter auf perfide Maschen. Zum Beispiel locken sie Unbeteiligte als Produkttester an, die im Rahmen des Tests ein Bankkonto im eigenen Namen eröffnen sollen. Diese Accounts werden dann für den Betrug genutzt – und so ist es fast unmöglich, den eigentlichen Betrüger zu ermitteln. Oft fliegen Betrugsfälle erst auf, wenn die Bank des Opfers oder es selbst verdächtige Zahlungen erkennt und dann einen sogenannten Recall (Rückruf) an die Kreditinstitute stellt, die die Zahlung erhalten haben, um sie zurückzurufen.

Betrug kann uns also an den verschiedensten Stellen drohen, weshalb wir stets wachsam agieren sollten. Insbesondere beim analogen Betrug suchen sich Betrüger bewusst vermeintlich leichte Opfer wie ältere oder alleinstehende Menschen aus.

„Am besten direkt auflegen und den Sachverhalt verifizieren, indem Sie sich an die Polizei oder die LzO wenden.“

Theodor Tideken

Mit Technik und Köpfchen gegen Betrug

Bei der LzO kümmert sich das Compliance-Team darum, Kundinnen und Kunden zu schützen. Zur Verhinderung digitaler Betrugsfälle ist ein intelligentes Betrugspräventionssystem im Einsatz, das auffällige Zahlungen in Echtzeit erkennt und stoppt, damit sie zunächst mithilfe der Kundinnen und Kunden überprüft werden können. Aber auch im Nachgang können Gelder noch gesichert werden. Dabei schärfe die LzO ständig nach und befinde sich in ständigem Wettbewerb mit den Betrügern, die ihrerseits vermehrt auf moderne Technologien wie KI setzen, so Tiedeken. Umso wichtiger sei es, Kundinnen und Kunden zu sensibilisieren, damit sie sich auch selbst schützen können.

Hinsichtlich des analogen Betrugs sind alle Beraterinnen und Berater der LzO speziell geschult. „Sie werden zum Beispiel dann aufmerksam, wenn Kundinnen und Kunden auf einmal eine große Summe Geld abheben wollen, und greifen ein“, so Tiedeken. Dann gehen Beraterinnen und Berater einfühlsam, aber ernsthaft ins Gespräch mit Kunde oder Kundin, um den Hintergrund der gewünschten Abhebung besser einordnen und potenzielle Betrugsversuche aufdecken zu können.

 

Selbstschutz am effektivsten

Als erster Kontaktpunkt der Betrüger haben es aber insbesondere Sie selbst in der Hand, einen Betrug zu vermeiden. Und das im eigenen Interesse, denn Prävention ist wirksamer als die komplexe Rückverfolgung eines Betrugsfalls – im schlimmsten Fall sind Ihre Werte verloren.

Werden Sie bei seltsamen Anrufen oder Online-Anfragen misstrauisch, insbesondere dann, wenn Druck aufgebaut wird. Sehen Sie davon ab, gebrauchte Gegenstände von hohem Wert per Vorkasse zu bezahlen oder die Kaution für eine Wohnung zu überweisen, von deren Existenz Sie sich nicht überzeugen können. Auch dubiose Jobangebote, die trotz geringer Ansprüche an Qualifikation ein hohes Gehalt versprechen, sollten die Alarmglocken schrillen lassen. Wenn sich das Bauchgefühl meldet, ist das ein erster Indikator dafür, dass etwas nicht stimmt. Übermitteln Sie niemals Ihre Zugangsdaten fürs Online-Banking und seien Sie alarmiert, wenn jemand eine TAN zur Bestätigung einer Zahlung von Ihnen fordert. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um Nachforschungen anzustellen, wenn eine Echtzeitüberweisung verlangt wird.

Behörden oder die eigene Bank verlangen in der Regel nicht die Herausgabe von Daten oder sofortige Zahlungen. Die beste Lösung laut Tiedeken, wenn einen Betrüger am Hörer haben: den Kontakt abbrechen. „Am besten direkt auflegen und den Sachverhalt verifizieren, indem Sie sich an die Polizei oder die LzO wenden“, rät er.

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