Mein Lieblingsort: das Rauchhaus Wille

Wenn eine besondere Atmosphäre in der Luft liegt

1786 Rauchhaus Wille in Wardenburg-Achternmeer

©Manfred Herks

Es stammt aus dem Jahr 1834, ist das letzte intakte Gebäude seiner Art zwischen Weser und Ems, denkmalgeschützt und ein Teil meiner Familie: das Rauchhaus Wille in Wardenburg-Achternmeer. An diesem wohlgehüteten Schatz will ich so viele Menschen wie möglich teilhaben lassen – vom Touristen bis zum Brautpaar. So füllt sich seine Geschichte mit Leben.


Bereits seit sieben Generationen befindet sich das Rauchhaus in unserem Besitz. Es bedeutet für mich ein Stück Familie, ein Stück Herz. Ich selbst habe mit meinen Eltern und zwei Geschwistern darin gewohnt, meine Oma bis zu ihrem Tod 1992 und meine Tante sogar bis 1999. Als ich Kind war, hingen in der Diele noch Würste und Schweineschinken von den Bauernhöfen aus der Umgebung zum Räuchern an der Decke. Dazu war diese Hausform ursprünglich gedacht: Weil ihr ein Schornstein fehlt, zieht der Rauch aus dem Kamin durch den Wohnbereich.

Ein Anziehungspunkt – auch zum Heiraten

Wegen des hohen emotionalen Werts hüte ich das Haus, so gut ich kann. Eine ganz schöne Herausforderung! Bevor ich es 2001 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht habe, musste unter anderem das Fachwerk ausgebessert und das Dach neu gedeckt werden. Aber: Der Aufwand lohnt sich. Denn das Rauchhaus scheint auch in anderen etwas auszulösen. Ganze Busladungen voller interessierter Menschen kommen aus der gesamten Region zur Besichtigung.

Übrigens auch zum Heiraten. Paare, die sich für eine Hochzeit entscheiden, wissen den ländlichen Charme und die Ruhe zu schätzen. Diese Form der Ursprünglichkeit ist etwas Besonderes. Und natürlich meine Dekoration: Damit alles schön aussieht, achte ich auf jedes Detail – vom Blumenschmuck bis zur Sektbar. Die Trauung selbst findet in der Küche des Rauchhauses statt.

©Mika Kramer
©MA Photography

Alle Besuche bereichern

Welche Erlebnisse mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind? Grundsätzlich nehme ich alle Besucherinnen und Besucher als Bereicherung wahr. Aber manche stechen tatsächlich heraus. Zum Beispiel ein Hochzeitspaar, das sich in weit fortgeschrittenem Alter noch für ein spätes Ja-Wort entschieden hat – sie mit 83, er mit 85 Jahren. Von Gebrechlichkeit war hier nichts zu merken, im Gegenteil: Der trockene Humor des Bräutigams hat uns den ganzen Tag zum Lachen gebracht – die Braut, die Gäste und mich.

Ein anderes Paar hatte ein ungewöhnliches Spalier. Der Bräutigam ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, die zur Trauung mit mehreren Mannschaftswagen und Blaulicht angerückt kam. Die Kameraden haben dann mit Schläuchen einen Bogen aus Wasserstrahlen gebildet, unter dem das Brautpaar hindurchgelaufen ist – mit Regenschirm versteht sich. Das war ein sensationeller Anblick!

Ein Gefühl der Wärme

Das Rauchhaus hat also schon so einiges erlebt – und auch überlebt. Im August 1949 hat bei einem schweren Gewitter ein Kugelblitz in den Kamin eingeschlagen und die Wand der Stube herausgebrochen. Egal wie schlimm der Schaden war, wir haben es immer wieder aufgebaut. Darauf bin ich stolz und dankbar dafür, ein wenig regionale und persönliche Geschichte lebendig zu halten. Das gibt mir ein Gefühl der Wärme. Apropos: In heißen Sommernächten schlafe ich manchmal auch heute noch im Rauchhaus.

©von Mende Marketing

Heike Herks (63) sorgt als Besitzerin in siebter Generation für den Erhalt des Rauchhauses Wille. Darin empfängt sie touristische Gäste und Vereine, richtet aber auch Hochzeiten aus.

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