Als Frau finanzfit in die Zukunft


Gleich zu Beginn wendete sich Dr. Gabriele Widmann von der DekaBank mit einer Aufforderung an die rund 250 Teilnehmerinnen: „Gehen Sie das Thema an!“ Gemeint war das Thema: Finanzen. Oder genauer: die finanzielle Vorsorge. Darum ging es im Vortrag der Finanzexpertin beim LzO-InfoTreff „Finanzfit in die Zukunft!“, der am 14. November 2023 in der LzO-Zentrale stattfand.

In ihrer Begrüßung betonte auch LzO-Vorständin Tanja-Vera Asmussen: „Wir möchten Frauen Mut machen, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen.“ Dazu sei es wesentlich, Informationen zu teilen und ohne Scheu über das Thema Geldanlage zu sprechen. Nachfolgend kommen die wichtigsten Botschaften aus dem Vortrag von Dr. Gabriele Widmann.

30. November 2023

LzO-1786 Frauen und Finanzen Veranstaltung 2023

©von Mende Marketing
©von Mende Marketing

Die Bedeutung von Krisen

Staatsschulden, Klimawandel, Ukraine-Krieg – wie soll man angesichts der derzeitigen Unsicherheit das Thema langfristige Geldanlage angehen? „Das ist die große Frage“, brachte es Dr. Widmann auf den Punkt. Dabei sei es wichtig, sich bewusst zu machen, dass es schon immer Krisen gegeben habe und auch in Zukunft geben werde. „Wer darauf vertraut, dass die Weltwirtschaft trotz aller Krisen weiterhin im Trend – natürlich immer mit Schwankungen – wachsen wird, kann jetzt völlig gelassen mit der langfristigen Geldanlage starten“, so die Einschätzung der Finanzexpertin. Doch warum sollte die Weltwirtschaft im Trend wachsen?

 

„Wer auf eine wachsende Weltwirtschaft vertraut, kann mit der langfristigen Geldanlage starten.“

Dr. Gabriele Widmann, Volkswirtin und Finanzexpertin

 

Die wachsende Weltwirtschaft

Derzeit befindet sich die Weltwirtschaft in einer Schwächephase. Die seit 2022 stark gestiegenen Zinsen bremsen Investitionen von Unternehmen und privaten Konsum. Zudem schwächelt der globale Wachstumsmotor China. Da die Zinsen perspektivisch wieder fallen dürften, könnte das Wachstum der Weltwirtschaft aber schon im Jahr 2024 wieder stärker werden. „Für die langfristige Geldanlage ist das erwartete Durchschnittswachstum der Weltwirtschaft viel wesentlicher als das aktuelle Wachstum“, erklärt Dr. Widmann. Und dass die Weltwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten im Trend weiter wachsen wird, stehe für sie außer Frage: „Das Bevölkerungswachstum, der technische Fortschritt und die weitere Automatisierung der Produktion werden auch weiterhin dafür sorgen, dass wir Wirtschaftswachstum haben. Wichtig ist dabei aber, dass wir auf ein nachhaltiges Wachstum achten und sparsam mit unseren Ressourcen umgehen, damit auch die nächsten Generationen noch gut auf der Erde leben können.“

Zinsen auf dem Hochpunkt

Die Inflationswelle, die in den vergangenen drei Jahren über die Welt hinweggerollt ist, ebbt langsam ab. Die Notenbanken haben sich mit ihren starken Leitzinserhöhungen gegen die hohen Inflationsraten gestemmt. „Derzeit sieht es so aus, als ob die Inflation erfolgreich eingedämmt wurde und sich in absehbarer Zeit wieder auf dem von den Notenbanken gewünschten Niveau von etwa 2 Prozent einpendeln wird“, beobachtet Dr. Widmann. Das bedeute zugleich, dass die Zinsen wahrscheinlich nahe ihres Hochpunktes seien oder diesen sogar schon überschritten haben. „Sollten die Inflationsraten jedoch erneut ansteigen oder im Bereich von 3 bis 4 Prozent verharren, könnten die Notenbanken die Leitzinsen nochmals anheben“, gibt die Analystin zu bedenken. Auslöser hierfür wären beispielsweise dauerhaft zu hohe Lohnabschlüsse, die stärker steigende Kosten für die Unternehmen bedeuten würden, die diese dann über wiederholte spürbare Preiserhöhungen weitergeben müssten.

 

Der Kern einer cleveren Geldanlage

„Die Niedrigzinsphase scheint vorbei und die Zinsen sollten laut Prognosen wieder dauerhaft positiv bleiben“, freut sich Dr. Widmann. „Damit sind insbesondere die Perspektiven für Geldanlagen in Zinspapiere, also Renten, deutlich besser geworden.“ Dank der Aussicht auf eine weiter wachsende Weltwirtschaft dürften Wertpapiere auch in Zukunft im langfristigen Durchschnitt positive Erträge abwerfen. Allerdings müsse eine Anlegerin beachten, dass es bei Wertpapieren wegen der Kursschwankungen zu Kursverlusten kommen könne.

Konkret bedeuten diese Überlegungen für die Geldanlage, dass die herkömmlichen Regeln für die vier Hauptgeldanlageklassen Liquidität, Renten, Aktien und Immobilien weiterhin Bestand haben. Diese Regeln lauten:

 

Kurzfristige Geldanlage: Liquidität

Liquidität, also kurzfristig und sicher angelegtes Geld, verspricht auf lange Sicht nur eine niedrige Rendite, die bestenfalls knapp die Inflation übersteigen kann. „Deshalb empfiehlt es sich, nur die notwendige Liquiditätsreserve vorzuhalten“, so Dr. Widmann. „Zwei bis drei Netto-Monatseinkommen plus eventuell Geld für größere Ausgaben, die kurzfristig anstehen, sollten hier ausreichend sein.“

 

Langfristige Geldanlage: Renten, Aktien und Immobilien

Für die langfristige Geldanlage eignet sich beispielsweise eine individuelle Zusammensetzung aus den drei Anlagenklassen Renten, Aktien und Immobilien. „Die für sie passende Mischung finden Kundinnen am besten im persönlichen Gespräch mit ihren Sparkassenberaterinnen und -beratern“, rät Dr. Widmann. Dabei gilt: Eine etwas höhere Risikobereitschaft bedeutet einerseits, dass die Wahrscheinlichkeit für langfristig im Durchschnitt höhere Erträge steigt. Andererseits zieht ein höheres Risiko aber auch höhere Wertschwankungen bei den Geldanlagen nach sich, und damit eine höhere Wahrscheinlichkeit, Verluste zu erleiden. Die Empfehlung von Dr. Widmann: „Mut zum kontrollierten Risiko“, also die Geldanlage breit streuen – innerhalb der Anlageklassen, etwa über Investmentfonds, und über die Anlageklassen hinweg. Zudem regt Dr. Widmann die regelmäßige Investition am Kapitalmarkt an, beispielsweise über einen Fondssparplan, um nicht versehentlich zum falschen Zeitpunkt einzusteigen.

Die Volkswirtinnen und -wirte der DekaBank haben derzeit für die vier Hauptanlageklassen die folgenden Gesamtertragserwartungen im Durchschnitt der kommenden zehn Jahre:

Liquidität: 2 % p.a.
Renten: 3 % p.a.
Aktien: 6 % p.a.
Immobilien: 3 % p.a.

Hinweis: Die enthaltenen Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung der DekaBank zum Zeitpunkt der Erstellung des Beitrags wieder. Die Einschätzung kann sich jederzeit ohne Ankündigung ändern.

 

Das Fazit

„Wenn Sie Geld anlegen wollen, dann beziehen Sie möglichst alle Anlageklassen ein“, empfiehlt Widmann am Ende ihres Vortrags. Die Fachfrau betont: „Legen Sie regelmäßig Geld für sich beiseite. Damit gewinnen Sie nicht nur ein steigendes Vermögen, sondern auch etwas viel Wertvolleres: Lebensqualität. Denn finanzielle Sicherheit macht Sie gelassener und freier.“ Und noch eines sei ihr wichtig: „Warten Sie nicht auf den perfekten Startzeitpunkt, sondern denken Sie jetzt an sich und nehmen Sie Ihre Finanzen jetzt in die Hand!“

Die Experten-Tipps

von Deka-Volkswirtin Dr. Gabriele Widmann:

©DekaBank

1. Investieren Sie regelmäßig in Wertpapieranlagen.

2. Wählen Sie dabei Anlageoptionen, die zu Ihnen passen – je nachdem, ob Sie eher risikofreudig oder -scheu sind.

3. Investieren Sie gleich am Anfang des Monats, damit Sie das Geld nicht anderweitig ausgeben!

Die Antworten auf Fragen aus dem Publikum

Und zwar: von Frau zu Frau!

 

Was halten Sie von Gold als Geldanlage?

Dr. Gabriele Widmann: „Gold ist schon seit Jahrtausenden eine Art Weltwährung – es wird von allen akzeptiert als Speicher- und Wertaufbewahrungsmittel. Deshalb wollen viele Menschen einen Teil ihres Vermögens in Gold anlegen, nicht zuletzt zur Absicherung im Falle von schweren Krisen. Auf lange Sicht rechnen wir damit, dass die Entwicklung des Goldpreises im Durchschnitt die Inflation ausgleichen wird, d.h. wir erwarten einen jährlichen Anstieg des Goldpreises von zwei bis drei Prozent. Allerdings gilt auch für Gold, dass sein Wert schwankt und Verluste entstehen können. Zudem wird Gold in US-Dollar gehandelt, bei der Investition habe ich als Euro-Anlegerin also auch ein Wechselkursrisiko. Ein Anteil der Anlagen in Gold am Gesamtvermögen in Höhe von fünf bis maximal zehn Prozent ist aus meiner Sicht vertretbar. Dabei sollte man immer bedenken: Gold ist nur ein Metall. Es trägt nicht zum globalen Wachstum bei, wie beispielsweise die Anlagen in Aktien oder Renten.“

 

Was halten Sie von Kryptoanlagen? Wie risikoreich sind sie und wie hoch sollte der Anteil am Portfolio sein?

Dr. Gabriele Widmann: „Kryptoanlagen sind eine sehr junge Anlageklasse, die viel weniger reguliert ist als beispielsweise Aktien oder Renten. Damit haben Kryptoanlagen ein sehr hohes Risiko. Für die langfristige Geldanlage halte ich die Anlageklasse derzeit für ungeeignet.“

 

Meine Kinder schwören auf ETFs – teilen Sie diesen Enthusiasmus?

Dr. Gabriele Widmann: „Exchange-Traded Funds – kurz ETFs – werden an der Börse gehandelt und passiv gemanagt. Bei ihnen orientiert sich die Zusammensetzung des Fonds direkt an der Zusammensetzung des Index, auf den sich die ETFs beziehen. Das bedeutet: Es gibt bei ETFs keine Fondsmanagerinnen und -manager, die sich anhand von vielen Kennzahlen und Informationen Tag für Tag überlegen, welche Werte in ihren Fonds hoch oder niedrig gewichtet sein sollen. In der Regel ist bei ETFs keine persönliche Beratung bei Banken und Sparkassen vorgesehen, im Gegensatz zu den aktiv gemanagten Fonds. Wenn Sie also auf eine Beratung verzichten möchten, sind ETFs für Sie durchaus eine Alternative. Ich persönlich rate Selbstentscheiderinnen zu einer guten Mischung aus ETFs und aktiv gemanagten Fonds.“

 

Ab welchem Vermögen fange ich mit der Geldanlage an?

Dr. Gabriele Widmann: „Achten Sie zunächst darauf, dass Sie eine ausreichende Liquiditätsreserve haben, also einen Notgroschen für unvorhergesehene Ausgaben. Für den langfristigen Vermögensaufbau gilt mit Blick auf das regelmäßige Sparen grundsätzlich, dass Sie auch mit sehr kleinen Beträgen anfangen können, beispielsweise mit 25 Euro im Quartal. Je höher ihre regelmäßigen Sparraten aber sind, desto mehr Vermögen sammelt sich mit der Zeit an. Überlegen Sie sich am besten gemeinsam mit Ihrer Beraterin oder Ihrem Berater, wieviel Geld Sie monatlich beiseite legen können, um langfristig finanziell unabhängig zu bleiben. Je älter Sie sind, wenn Sie mit dem Vermögensaufbau starten, desto höher sollte tendenziell die monatliche Sparleistung sein, weil Ihnen weniger Zeit für den Vermögensaufbau zur Verfügung steht und der Zinseszinseffekt über einen kürzeren Zeitraum weniger Wirkung entfalten kann.“

©von Mende Marketing

Sie möchten Ihre finanzielle Vorsorge angehen? Wir unterstützen Sie gerne!

Kontaktmöglichkeiten und weitere Informationen zu „Frauen und Finanzen“ finden Sie → hier.

Zurück zur
Übersicht