Druck von drei Seiten
Aber wie kommt es zum aktuellen Anstieg? „Es gibt zwei Faktoren, die die Inflation nach oben treiben“, erklärt Prof. Dr. Stefan Janßen, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven (hier geht es zum Interview mit dem Experten). „Erstens: eine Zunahme der Geldmenge, etwa durch staatliche Förderprogramme infolge einer Finanzkrise oder einer Pandemie. Und zweitens: eine Verknappung von Gütern, die im Wirtschaftskreislauf benötigt werden, zum Beispiel durch einen Krieg.“ Beides betreffe aktuell die Eurozone und bringe das System aus der Balance.
Es kommt sogar noch ein dritter Effekt hinzu: Wegen der höheren Zinssätze in den USA ist der Wert des Euro auf ein Zwanzigjahrestief gesunken. Dadurch werden Waren, die in US-Dollar gehandelt werden, für uns teurer – zum Beispiel Rohstoffe oder industrielle Vorprodukte. „Wir importieren Inflation“, weiß Finanzexperte Janßen. Diese Dreifachkombination ist eine historische Anomalie – und sorgt für die Preissprünge an Ladenkasse und Zapfsäule.
Die Geldentwertung bringt verschiedene Probleme mit sich. Ein entscheidendes: Jeder einzelne Euro ist weniger wert – man muss also mehr Geld ausgeben, um seine gewohnten Einkäufe zu tätigen. Das mache Inflation auch zu einem sozialen Thema, bemerkt Janßen. „Die weniger finanzstarken Haushalte haben kaum Möglichkeiten, ihr Konsumverhalten anzupassen. Die Betroffenen kaufen sowieso nur das Nötigste.“ Steige der Preis, müssten sie das komplett tragen.