Herr Kähler, können Sie zu Beginn einmal den Moment beschreiben, in dem Sie zum Lebensretter wurden?
In der Nacht vom 29. Oktober 2017 tobte in Butjadingen Orkan „Herward“ mit Windböen von bis zu 120 Kilometern pro Stunde. Er hat das Wasser an die Uferkante gedrückt, wo zwei Ortsfremde gerade Urlaub mit ihrem Camper gemacht haben. Das Problem war, dass sie sich im sogenannten Deichvorland befanden – hier ist eine Art Kessel entstanden, in den von hinten und vorne Wasser drängte. Die Urlauber waren fasziniert vom Sturm und haben zu spät bemerkt, dass ihr Fluchtweg längst abgeschnitten war.
Als dann über die 112 der Notruf beim DLRG Butjadingen einging, musste ihr Standort erst einmal über die Handy-Ortung ausfindig gemacht werden. Es war sehr dunkel in dieser Nacht. Wir sind mit einem ganzen Team angerückt. Auf das Zeichen der Einsatzleitung hin bin ich als Bootsführer mit dem Wasserretter Kai Bahlmann rausgefahren. Den ersten „Angriff“, wie wir das nennen, mussten wir abbrechen und ein anderes Boot organisieren – unseres kam nicht gegen die Wellen an. Mit dem zweiten hat es dann geklappt.
Konnten Sie beide Urlauber retten?
Zu einem von ihnen sind wir vorgedrungen. Er hatte sich über Stunden an einem Pfahl festgehalten und ließ sich dann ins Boot ziehen. Der Freund konnte bedauerlicherweise nur noch tot geborgen werden.