Durchstarten nach Durststrecke
Kurzerhand schrieb sie Krömer über seinen frisch eingerichteten Instagram-Kanal eine Nachricht und erhielt tatsächlich eine ausgesprochen herzliche Antwort. Spätestens jetzt war es um „Ulli“ geschehen. Die Bühne rief – und sie entschloss sich, dem Ruf zu folgen. Die ersten Gehversuche auf der „Craft Comedy“-Bühne in Bremen verliefen erfolgreich, Lissners Humor erwies sich sehr wohl als publikumstauglich. Nicht trotz seiner Eigenarten, sondern gerade wegen ihnen. Doch das zarte Pflänzchen sollte schon bald eine Durststrecke erleiden: Die Corona-Pandemie bremste Ulli Lissner jäh aus und zwang sie wie so viele Kulturschaffende zur Untätigkeit.
Doch der „Krömer-Moment“ hallte nach. Er hatte ihr so viel Überzeugung eingepflanzt, dass sie nach dem Ende der globalen Ausnahmesituation ab 2023 einen neuen Anlauf nahm – und richtig durchstartete. Unermüdlich tourte sie durch den deutschsprachigen Raum, um bei unzähligen Open-Mic-Nächten an ihren Pointen zu feilen, ihr Programm zu verfeinern, ihre Performance zu verbessern. Bis zu fünf Abende pro Woche führte sie diese Ochsentour nach Bremen, Hamburg und Hannover, aber auch nach Köln, Stuttgart oder München. Unverkennbar blieb dabei die Inspiration durch das Vorbild Krömer: „Ich bin auf der Bühne nicht die Nette. Ich teile gerne aus.“ Und das Publikum? Steckte gerne ein, sodass sich bald etwas ändern sollte. Statt sich nur für Open-Mic-Formate zu bewerben, wird „Ulli“ inzwischen auch für Auftritte angefragt. „Ich habe mir in den letzten zwei Jahren durchaus was aufgebaut“, bilanziert sie. Und das soll erst der Anfang sein, denn Lissner hat ihre Berufung gefunden: „In mir schreit alles danach, genau damit weiterzumachen.“
Damit meint sie jedoch nicht nur ihre Auftritte als Comedian, sondern auch weitere Rollen als Moderatorin und Veranstalterin. Mit „LOLdenburg“ hat Lissner in ihrer Wahlheimat ein Open-Mic-Format für den Comedy-Nachwuchs geschaffen und sorgt damit zwei Mal pro Monat für gute Laune an der Hunte. Das Format läuft so erfolgreich, dass Lissner sogar über eine Erweiterung nachdenkt. „Delmenhorst wäre ein guter Standort“, überlegt sie laut. Schließlich werde die Stadt zwischen Bremen und Oldenburg viel zu oft übersehen. Ob das Format dann LOLdenhorst heißen würde? Das steht noch nicht fest.