Die Sache mit den Getränkekisten
Über die Herausforderung prosperierender Regionen und eines speziellen Doppeleffekts
Von dieser Normalität gab es zuletzt aber immer öfter Abweichungen. „In den letzten Sommern liefen alle Anlagen des OOWV am Limit. Es geht zunehmend um die Frage, wo die nötigen Wassermengen herkommen sollen, um das Wachstum im Nordwesten zu gewährleisten“, beschreibt OOWV-Sprecher Gunnar Meister den Zeitenwechsel. Das heißt: Nicht nur die Klimaveränderungen wirken sich aus, sondern auch der höhere Bedarf einer prosperierenden Region, vor allem des Oldenburger Münsterlands.
Problematisch ist der Doppeleffekt, dass Trockenheit und Hitze die Grundwasserbestände senken und gleichzeitig zu höheren Verbräuchen führen. „Pro Person nutzen wir in unserem Verbandsgebiet 115 Liter Wasser pro Tag. Das ist eigentlich ein guter Wert“, erklärt Meister. „Eine Stunde Rasensprengen verbraucht jedoch 800 Liter. Niemand würde auf die Idee kommen, 60 Wasserkisten aus dem Getränkemarkt zu holen und in den Garten zu gießen. Bei Leitungswasser sind die Hemmschwellen geringer.“
„Niemand würde 60 Wasserkisten aus dem Getränkemarkt holen und in den Garten gießen.“
Gunnar Meister (OOWV)
Die Folge: In den Sommermonaten muss der Verband inzwischen regelmäßig dazu aufrufen, sparsamer mit dem Wasser umzugehen. Noch weiter ging der Landkreis Vechta: Er sprach von Juni bis Oktober 2020 ein mehrmonatiges Beregnungsverbot aus. Insgesamt ist der Norden jedoch gut aufgestellt im Vergleich zu süddeutschen Gemeinden. Hier kam es bereits zur „Kaskadierung“, also zu einer Abgrenzung der Wasserverwendung nach Nutzergruppen. Morgens Industrie, nachmittags Landwirtschaft, abends Privathaushalte – ist das die Zukunft der Wassernutzung? „Vorerst nicht“, beruhigt Meister. Um gleich darauf zu mahnen: „Aber damit alles bleibt, wie es ist, müssen wir vieles verändern.“