Kulturelle Vielfalt der Region:

Ein (Oldenburger) Land, verschiedene Gesichter

Von Wangerooge bis Damme, von Augustfehn bis Delmenhorst – das Oldenburger Land, das wir heute kennen, entstand aus dem Gebiet des damaligen Großherzogtums Oldenburg. Seine Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich bis heute tief mit der Region verbunden und haben es geschafft, an verschiedenen Orten ganz eigene, lokale Traditionen zu bewahren. Über die kulturelle Vielfalt innerhalb des Oldenburger Landes.

Vom Herzogtum zum Oldenburger Land von heute

Wir werfen einen (langen) Blick zurück auf den Anfang des zweiten Jahrhunderts. Das Oldenburger Land besteht damals noch größtenteils aus Moor- und Marschgebieten. Etwas erhöht, über dem Dunst des Moores, haben sich aus Pfostenhäusern erste bäuerliche Siedlungen gebildet. Auf gerodeten Flächen werden Felder bewirtschaftet und das Vieh weidet. Durch diese Landschaft zieht sich der Fluss Hunte, der über eine Furt überquert werden kann und den Ort dadurch zu einem wichtigen Knotenpunkt auf der Handelsroute vom Westfalen/Bremen im Süden nach Friesland im Norden macht – ideal, um den Handel zu kontrollieren und Zölle zu erheben. Genau das nimmt die Familie der Grafen von Oldenburg in die Hand, die um das Jahr 1100 zum ersten Mal erwähnt wird (1) und aus einer hölzernen Burg über dem Sumpf herrscht. Sie schafft es, das Gebiet im Laufe der Zeit immer weiter auszudehnen. Bis das Oldenburger Land der Region entspricht, die wir heute kennen und lieben, soll es aber noch einige Jahrhunderte und Machtwechsel dauern.

Auch, wenn heute keine Gebietskörperschaft mehr besteht, hat sich die Region ihre Bedeutung erhalten. „Viele Institutionen wie die Oldenburgische Landschaft, die LzO, die IHK und noch einige andere agieren noch heute in diesem Gebiet“, ordnet der Historiker Dr. Wilko Lücht von der Landesbibliothek Oldenburg ein. Und auch in den Köpfen der Bewohnerinnen und Bewohner ist die Region noch klar erkennbar. Wie sehr sie sich als Einheit fühlen, zeigt zum Beispiel die Forderung nach der Herstellung eines Bundeslandes Oldenburg, die nach einem Volksentscheid 1975 allerdings nicht erfolgreich war. (2)

Während einige übergreifende Traditionen die Menschen des Oldenburger Landes verbinden, kann von kulturellem Einheitsbrei keine Rede sein. „Alle Regionen innerhalb des Oldenburger Landes haben eine eigene, teils sehr reiche Geschichte“, bestätigt Dr. Wilko Lücht. Wir tauchen tiefer in die kulturelle Vielfalt der Regionen ein.

Landwirtin Judith Batke:  Hof mit Tradition und Zukunft

Judith Batke steht für eine Landwirtschaft im Oldenburger Münsterland, die weit mehr ist als Tierzucht. Auf ihrem Hof in Visbek verbindet sie Tradition mit Zukunft, Verantwortung mit Leidenschaft und prägt so das Bild der Region mit. Über 30 Auszubildende hat sie bereits erfolgreich begleitet, Schulklassen an die Landwirtschaft herangeführt und sich in zahlreichen regionalen Initiativen engagiert. Auch ihre eigenen Kinder sind mit dem Hofleben groß geworden. Ihre Tochter ist Tiermedizinerin und führt die Familientradition der Rinderzucht fort. Für Batke ist Landwirtschaft Teil der regionalen Identität: Sie schafft Werte, vermittelt Wissen und zeigt, wie eng Gemeinschaft, Natur und Ernährung zusammenhängen.

Welche Werte Judith Batke als Ausbilderin an die junge Generation weitergibt, erzählt sie hier:

Eine Frau mit lockigem Haar und Brille, die eine Jeansjacke und Jeans trägt, steht draußen und streichelt eine braun-weiße Kuh mit Halsband auf einer grasbewachsenen Wiese. Im Hintergrund sind Bäume und ein Holzzaun zu sehen.

Oldenburger Münsterland: Heimat in der Tradition

In Cloppenburg und Vechta schlägt – zumindest symbolisch – noch das katholische Herz des Oldenburger Landes. Dass die Region früher Teil des Fürstbistums Münster war und sich erst später dem protestantisch geprägten Rest anschloss, zeigen schon die zahlreichen Hofkreuze und Kapellen, die die Landschaft durchziehen. Hier spielen traditionelle Werte wie die Familie noch eine bedeutende Rolle. Ganz nach dem Motto „da komme ich her, da gehöre ich hin“ ist es durchaus üblich, dass es junge Menschen nach Studium oder Ausbildung zurück nach Hause zieht oder sie sich erst gar nicht verabschieden. Drei Generationen Tür an Tür wohnend – hier keine Seltenheit. „Oft verrät schon der Name, aus welchem Ort jemand kommt“, beobachtet Ingo Ruhe (3). Von Anonymität keine Spur, hier kennt man sich.

Ebenfalls typisch: Die hohe Eigenheimquote.(4) „Hier verbringen die Menschen mehr Zeit mit der Gartenpflege als damit, im Garten zu entspannen“, kommentiert Ruhe die liebevoll gepflegten Vorgärten. Wo die Oldenburger Münsterländer noch fleißig sind? In der Landwirtschaft sowie im Mittelstand. Im Oldenburger Münsterland herrscht die höchste Dichte an Schweine-, Geflügel- und Rinderzuchtbetrieben deutschlandweit.

Aber auch die Oldenburger Münsterländer ruhen sich mal aus: Zum Feiern trifft man sich zum Beispiel auf dem Stoppelmarkt in Vechta oder den unzähligen Schützenfesten. In den Schützenvereinen werden das ganze Jahr über Tradition und Gemeinschaft gepflegt – als Fixpunkte, die man sich trotz allen Wandels bewusst bewahrt.

„Alle Regionen innerhalb des Oldenburger Landes haben eine eigene, teils sehr reiche Geschichte.“

Dr. Wilko Lücht

Küstenregion: Wo Wind und Gezeiten das Leben bestimmen

In der Wesermarsch und in Friesland regieren andere Gesetze. Hier diktiert das Wasser den Alltag der Menschen. Kein Wunder, denn die Wesermarsch ist zum Großteil durch das Element eingefasst. Wind und Wasser prägen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Mentalität der Küstenbewohnerinnen und -bewohner.

Sie haben gelernt, sich anzupassen, und mit den natürlichen Gegebenheiten der Region zu leben, anstatt gegen sie zu arbeiten. Mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien und den zahlreichen Schiffsbauwerften so wie Häfen machen sie vor, wie man geografische Gegebenheiten in wirtschaftliche Stärken umwandelt. „Wir sind der
Hub für erneuerbare Energien im Nordwesten Deutschlands“, bringt es Markus Neumann (5) auf den Punkt. Die Verbindung zum Wasser steht auch bei den Deichläufen oder zahlreichen Fischer- und Hafenfesten im Fokus.

Dementsprechend hart im Nehmen ist man in Friesland und in der Wesermarsch. Immer bodenständig, immer ehrlich, manchmal wortkarg – ob auf Platt oder Hochdeutsch. „Zusammen haben wir noch allen Sturmfluten und Kriegen getrotzt“, sagt Neumann. Immer den Blick nach vorne gerichtet: Wortwörtlich, denn von dort kommt der Wind meistens. Die Oldenburger Küstenregion steht für unendliche Weite und den Blick über das Flachland bis zum Deich, unterbrochen nur durch die Deichschafe. „Strand, Deiche, Natur und Gezeiten bringen viele Menschen zu uns, die den Charme der Küstenregion auch einmal erleben wollen“, fasst es Andreas Vollert (6) zusammen.

Faustballverein TV Brettorf: Heimat auf dem Platz

Alles erinnert an eine große Familie. Wenn die Bundesliga-Teams des TV Brettorf auf dem Vereinsgelände am Bareler Weg zusammenkommen, dann gibt es keine Eitelkeiten und Allüren. Man kennt sich und versteht sich hier – seit über hundert Jahren. In dieser langen Zeit ist der Faustball zu einem Markenzeichen der Region geworden. Immer wieder stellten die Vereine aus Brettorf, Moslesfehn oder Ahlhorn Meister und Pokalsieger. Zwar wird der athletische Sport auch in Berlin, Bayern und Brasilien gespielt, im Oldenburger Land jedoch ist die Dichte an Top-Teams am größten. Warum? Man versteht den Reiz, wenn man ein Spiel beobachtet: Kraft und Technik, aber auch Fairness und Freundlichkeit zeichnen den Sport aus. Und nach dem Match? Sitzen alle zusammen und sprechen über das, was sie bewegt. Wie in einer großen Familie.

Warum Faustball fest zur Region gehört, erfahren Sie hier:

Eine Sportlerin in einem schwarzen Trikot springt, um während eines Sportspiels im Freien einen Ball mit ihren Unterarmen zu treffen. Im Hintergrund sind ein Werbebanner eines Unternehmens und grüne Bäume zu sehen.

Die Stadt Oldenburg und die kleine Schwester Delmenhorst

Das Herzstück des Oldenburger Landes pocht hier: Als drittgrößte Stadt Niedersachsens und Regionalhauptstadt zeigt sich Oldenburg urban, liberal und akademisch geprägt. Die Universität sowie drei große Krankenhäuser und Institutionen wie das renommierte Hörzentrum unterstreichen den Stellenwert von Bildung und Forschung für die Stadt.

Oldenburg ist Stadt der Studentinnen und Studenten, Beamtinnen und Beamten und Pendlerinnen und Pendler gleichermaßen. „In wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht hat Oldenburg absolut Zentrumscharakter“, findet Andreas Langer.(7) Große Unternehmen wie Vierol, EWE, CEWE, die LzO oder ÖVO sind hier tätig, die lebendige Start-up-Szene sorgt für Nachwuchs.

Das kulturelle Angebot in Oldenburg lebt von seiner Vielfalt und beweist, dass Traditionsbewusstsein und die Offenheit gegenüber Neuem koexistieren können. Wer in die Geschichte der Hauptstadt eines Herzog- und Großherzogtums eintauchen möchte, spaziert durch das malerische Dobbenviertel, besucht eines der zahlreichen Museen (Landesmuseum!) oder geht ins Theater. Comedy, Filmfestspiele, Kultursommer, Kramermarkt oder alternative Locations wie der Polyester-Club – in Oldenburg ist für jeden etwas dabei. Und darauf ist die Stadt stolz. Vielleicht etwas zu stolz und sogar ein wenig versnobbt, könnten böse Zungen behaupten. Trotz der Urbanität bleibt alles mit dem Fahrrad erreichbar, so auch Erholungsgebiete wie die vielen Parks, Grünflächen, Seen oder die Hunte.

Nur einen Steinwurf entfernt: die „kleine Schwester“ Oldenburgs, Delmenhorst. „Schnell an ‚Delme‘ vorbeifahren“, mögen manche aufgrund der wenig malerischen Stadtkulisse denken – zu Unrecht, findet Klaus Döring (8): „In der Graftanlage mit Burginsel und der Grafttherme lässt es sich wunderbar entspannen und die Museen auf dem ehemaligen Nordwolle-Gelände geben spannende Einblicke in die Geschichte der Region.“

Michael Kurz: Heimat zwischen Wasser und Weite

Bürgermeister Michael Kurz ist in Brake aufgewachsen – und nach 20 Jahren in Süddeutschland und Schleswig-Holstein ganz bewusst zurückgekehrt. „Heimat“, sagt er „riecht nach Wasser, hat Weite – und verbindet Menschen.“ Für ihn ist es die Mischung aus Hafen, Kaje, Harriersand und dem Wesen der Menschen in der Wesermarsch. Wer als Besucherin oder Besucher nach Brake kommt, sei oft überrascht, wie schön und grün die Stadt ist, während Einheimische manches zu kritisch sehen. Kurz will den Blick heben, um die Perspektiven für jeden zu ändern: „Wer nach oben schaut, sieht, wie besonders Brake ist.“ Bürgermeister wurde er, um Dinge anzupacken – so wie Unternehmensansiedlungen, das neue Naturbad oder Treffpunkte wie die Sommerlounge. Doch wichtiger als jedes Projekt ist ihm das Gefühl, gemeinsam an der eigenen Stadt zu bauen.

Was Brake für Michael Kurz außerdem so besonders macht, erfahren Sie hier:

Ein lächelnder Mann im Anzug und mit rot gestreifter Krawatte sitzt an einem Schreibtisch, einer anderen Person gegenüber, die mit dem Rücken zur Kamera steht, in einer hellen, professionellen Büroumgebung.

Landkreise Oldenburg und Ammerland: raus ins Grüne

Abseits der Regionalhauptstadt geht es in den Landkreisen Oldenburg und Ammerland beschaulicher zu. Raus aus der teuren Stadt ins Grüne, aber noch nah genug dran, um nach Oldenburg oder Bremen zu pendeln – die Region wird als Wohnort immer beliebter. Natur und Erholung findet man hier allemal: Pferde und Höfe, Erdbeer-, Spargel- und Maisfelder, Wälder, Wiesen, Seen und Moor, wohin man schaut. Insbesondere Ammerland ist für seine malerische Parklandschaft mit den Rhododendren und Koniferen bekannt.

Ob ans Zwischenahner Meer für eine kurze Abkühlung oder Wassersport oder auf eine Wanderung durch den Urwald Hasbruch – „das Oldenburger Umland ist ideal für Naturliebhaber und Radlerinnen sowie Radler“, findet Klaus Döring. Dieser Mix aus Natur und Nähe zur Stadt spiegelt sich auch in der Mentalität und in den Werten wider: bewusste Lebensqualität, Garten- und Handwerkskultur sowie Familienorientierung – und die Gemeinschaft. Probleme werden hier pragmatisch, offen und ohne großes Aufheben angegangen. Frei nach dem Motto: Zusammensetzen, beschnacken und lösen.

Für Markus Neumann darüber hinaus an Ammerland einzigartig: die Kulinarik. „Neben Grünkohl dürfen der Ammerländer Löffeltrunk, der Smoortal, Ammerländer Schinken, Mettwurst, Tee, Zwieback und Konfitüren nicht fehlen“.

 

Gemeinsame Verbundenheit zum Oldenburger Land

Obwohl also jede Region auf ihre ganz eigene, reiche Kultur stolz ist, können sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Oldenburger Landes auf Traditionen und Werte einigen, die auch über die Grenzen der Landkreise verbinden. Wie Plattdeutsch, das sich als gemeinsame Sprache der Region mit seiner jahrhundertelangen Geschichte noch heute seine Bedeutung behalten hat. Oder die Kohlfahrt als fünfte Jahreszeit, die Schützenfeste, der Pferdesport, Boßeln, Klootschießen und viele weitere regionale Besonderheiten, die für einen Friesen ebenso wie einen Ammerländer Heimat bedeuten.

Förderprojekte der LzO

Auch die LzO bewegt sich in diesem spannenden Wechselspiel zwischen der Verbundenheit zur Region als Ganze und ihrer Vielfalt. Das Oldenburger Land und seine Zukunft liegen uns am Herzen. Deshalb fördern wir mit viel Freude verschiedenste Projekte in der Region – und durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den zahlreichen Standorten sind wir immer mittendrin, ganz nah dran an den Anliegen unserer Kundinnen und Kunden.

Erfahren Sie hier mehr.

Quellen:

(1) Online-Quelle: Deutsche Biographie „Oldenburg“ (https://www.deutsche-biographie.de/sfz73357.html#ndbcontent)

(2) Bundesrat, Drs. 551/75, 5. September 1975 (https://kabinettsprotokolle.bundesarchiv.de/resources/pdf/f816907f-66f9-4fd1-84a5-d0ad0b71ed3e.pdf)

(3) Ingo Ruhe, Leiter Privatkunden der LzO-Regionaldirektion Vechta

(4) Grundstücksmarktbericht Oldenburg-Cloppenburg 2019 (https://immobilienmarkt.niedersachsen.de/download/Oldenburg-Cloppenburg/Oldenburg-Cloppenburg_2019.pdf)

(5) Markus Neumann, Leiter Privatkunden der LzO-Regionaldirektion Ammerland-Friesland

(6) Andreas Vollert, Leiter Privatkunden der LzO-Regionaldirektion Wesermarsch

(7) Andreas Langer, Leiter Privatkunden der LzO-Regionaldirektion Oldenburg

(8) Klaus Döring, stellvertretender Leiter Privatkunden der LzO-Regionaldirektion Wildeshauser Geest-Delmenhorst

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