(Kalorien-)Bomben für den Bunker

1. April 2020
© LzO

Das Wahrzeichen der Insel Wangerooge blickt auf eine lange Geschichte zurück. Nicht immer war sie so leicht bekömmlich wie die köstlichen Kuchen, die heute dort serviert werden. Doch gerade deshalb macht sie neugierig. Bevor Gäste ihre Gabel mit einem wohligen Seufzer in die friesische Pflaumen- Sahne-Torte versenken, wollen sie erfahrungsgemäß vor allem eines wissen: Wie kam das Café zu seinem ungewöhnlichen Namen? Thorn Folkerts, Inhaber des „Puddings“, spannt diesbezüglich niemanden lange auf die Folter.

„Angefangen hat alles 1859. Damals wurde 500 Meter nördlich vom Leuchtturm eine Dünenbake als Zeichen für die Küstenschifffahrt errichtet“, erzählt Thorn Folkerts. „Seinen Spitznamen erhielt der künstliche Hügel am Ende der Zedeliusstraße schon im Kaiserreich. Wer sich die Füße vertreten wollte, lief die Straße hinauf, umrundete die Düne, ließ sich dabei den Wind um die Nase wehen und kehrte wieder zurück.“ Die Urlauber aus dem Oldenburger Land beschrieben den Spaziergang mit den Worten:

Zutaten


Zubereitung


"Ich geh mal um den Pudding."

So entstand ein Name, der alle Epochen überdauert hat. Sogar diese: Im Zweiten Weltkrieg erhielt die Düne eine neue strategische Bedeutung. Wangerooge lag in der möglichen Einflugschneise der britischen Bomber. Bereits ab 1935 war die Insel festungsartig ausgebaut worden und gespickt mit Batterien und Bunkern. Einer davon thront seit 1944 dort, wo inzwischen leidenschaftlich „kaffeesiert“ wird.

© Café Pudding, Thorn Folkerts

Nach Kriegsende wurden die Betonfestungen im Dorf, die nicht gesprengt werden konnten, als Lagerräume verpachtet. „Nur den Pudding wollte niemand haben“, so Thorn Folkerts. „Meine Familie erfuhr eher zufällig davon und griff zu.“ Schnell reiften die Pläne, auf der Düne ein Café zu errichten, wo man bei Schietwetter nicht nur eine umfangreiche Speisekarte, sondern auch die atemberaubende Aussicht genießen konnte. „Am 4. Juni 1949 haben wir unser Café Pudding schließlich eröffnet.“

Anfang der 1970er-Jahre wurde der „süßeste Treffpunkt der Insel“ das erste Mal erweitert. Die Terrasse musste einem festen Dach weichen, damit das Gebäude den Herbst- und Winterstürmen standhalten konnte. Seit 1995 gibt es einen neuen Außenbereich auf der Südseite. Vor einigen Jahren entstand zudem das sogenannte Strandhaus mit gemütlicher Kaminecke. Trotz aller Veränderungen ist das Café Pudding sich selbst immer treu geblieben. Es steht für ein opulentes Refugium in einer kalorienreduzierten Zeit. Ein Schlupfwinkel für alle, die endlich einmal wieder und voller Inbrunst sagen möchten: „Aber bitte mit Sahne.“