Mein Lieblingsort: die Museumsdisco in Cloppenburg

Zeitreise mit „Club-Feeling“

Museumsdisco "Zum Sonnenstein" Cloppenburg

©von Mende Marketing

Einmal erleben, wie sich Ausgehen vor vier Jahrzehnten angefühlt hat – im „Sonnenstein“ des Museumsdorfs in Cloppenburg ist das möglich. Ich betreue das Projekt als wissenschaftliche Mitarbeiterin und weiß, weshalb dieser Ort viele Besucherinnen und Besucher emotional werden lässt.


Das Museumsdorf Cloppenburg ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. Die meisten unserer Gebäude nehmen die Besucherinnen und Besucher Hunderte von Jahren mit zurück. Doch seit 2021 werfen wir auch einen Blick in eine Zeit, die noch gar nicht so lange her ist: die 1980er-Jahre. Dafür haben wir keine Mühen gescheut und das ganze Gebäude – die Disco „Zum Sonnenstein“ – inklusive der Original-Einrichtung von Harpstedt nach Cloppenburg verlegt.

Die Idee entstand bereits 2014, nachdem ein Museumsmitarbeiter vom geplanten Abriss des „Sonnensteins“ in der Zeitung las. In Freilichtmuseen gibt es inzwischen vermehrt den Trend, auch die kürzer zurückliegende Vergangenheit zu thematisieren – unter anderem, um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. Der „Sonnenstein“ eignete sich perfekt, um diese Entwicklung auch im Museumsdorf Cloppenburg anzustoßen. Die Disco ist nun der erste Teil einer geplanten Baugruppe, die die Themenfelder Konsum, Mobilität und Freizeit in der Nachkriegszeit erkunden soll.

Realistische Tonkulisse

2018 hat dann ein Spezialunternehmen aus Süddeutschland die Fassade der Disco in einzelne Stücke zerlegt und an ihrem neuen Platz wieder aufgebaut. Das war ein ganz schönes Spektakel! Gleichzeitig haben wir Interviews mit ehemaligen Gästen, DJs, Mitarbeitenden und dem Betreiberehepaar Sengstake geführt und historisches Material ausgewertet, um das Ausstellungsobjekt „Sonnenstein“ möglichst originalgetreu im Stil der 1980er-Jahre präsentieren zu können. Auch heute freuen wir uns noch über jeden Erinnerungsbericht, der uns erreicht.

 

„Im Sonnenstein nahmen
viele Ehen ihren Anfang.“

 

Im Inneren der Disco haben wir jedoch bewusst nicht mit Text gearbeitet, um Infos zu vermitteln, sondern mit Ton – es gibt eine dem echten „Sonnenstein“ nachempfundene Geräuschkulisse. So hat man nicht nur den Eindruck, es seien bereits 100 Leute in der Disco am Feiern, sondern man kann beispielsweise auch Gespräche auf der Toilette belauschen.

©LzO/von Mende Marketing GmbH
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Dabei haben wir allerdings stets darauf geachtet, dass die Lautstärke auch für Kinderohren geeignet ist. Wer keine Führung durch den Sonnenstein buchen möchte, kann den Erfahrungen von Zeitzeugen an elf verschiedenen Hörstationen lauschen.

Zu Tränen gerührt

Besonders berühren mich die Geschichten der Zeitzeuginnen und -zeugen. Im Sonnenstein nahmen viele Ehen ihren Anfang. Und kürzlich war ein Gast beim Besuch der Disco zu Tränen gerührt, weil er dort seinen ersten Kuss erlebt hatte. Ich stamme aus dem Landkreis Oldenburg, habe den „Sonnenstein“ aber nie während seines Bestehens kennengelernt. Doch auch bei mir weckt er Erinnerungen an meine Disco-Jahre, eine unbekümmerte Zeit voller Musik und 1980er-Jahre-Flair. Dieses Lebensgefühl kommt jedes Mal auf, wenn ich den „Sonnenstein“ betrete.

©von Mende Marketing

Dr. Sandra Witte (54) ist seit 2017 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museumsdorf Cloppenburg tätig. Sie übernimmt neben der Interviewführung und -auswertung auch Aufgaben in der Veranstaltungsorganisation, Forschungs- und Pressearbeit. Gefördert wurde und wird das Projekt unter anderem von der LzO Stiftung Kunst und Kultur sowie der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

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