Gründer in Gummistiefeln

25. Juni 2021
Gülleseparation

Woran denken Sie bei smarten Start-ups? Innovation? Technologie? Gründergeist? Bestimmt. Eine Assoziation war aber sicher nicht dabei: Gülle. Sie wirkt eher wie das Gegenteil dessen, was wir als fortschrittlich empfinden. Doch wie immer kommt es darauf an, was man daraus macht.

Überhaupt muss man die Gülle von ihrem eindimensionalen Image befreien. Sie ist vielseitiger, als man denkt: Es gibt Güllebanken und -börsen, Güllehändler und -veredler. Um sie herum ist ein eigener Kosmos an Produkten und Dienstleistungen entstanden. In einem solchen Umfeld fühlen sich Gründer wohl.

Einer von ihnen ist Thilo Tjarks aus Horumersiel. Der 35-jährige Landmaschinenmechaniker und Landwirt im Nebenberuf entspricht nicht den üblichen Start-up-Klischees. Sein Unternehmen ist zwar auf Facebook und YouTube vertreten. Er selbst konzentriert sich aber auf aktuelle Fragestellungen in der Landwirtschaft. Dabei ist eine Geschäftsidee entstanden, die zeitgemäßer kaum sein könnte: mobile Gülleseparation – abgekürzt mGs.

 

Gründer Thilo Tjarks mit seiner Frau Tina Tjarks © MGS Tjarks

Zutaten


Zubereitung


„Fast 40 Millionen Schweine und Rinder gibt es in Deutschland. Sie produzieren anderthalb Milliarden Liter Gülle pro Jahr. Und die muss irgendwohin.“

Thilo Tjarks

 

Wie läuft das ab? Tjarks’ hochmoderne Anlage pumpt auf Bauernhöfen Gülle ab und trennt dabei Flüssig- und Feststoffe. Die flüssige Phase setzen die Landwirte als Naturdünger ein, dank ihrer Konsistenz aber mit höherer Effizienz. Die feste Phase wird als Ersatz für Maissilage in Biogasanlagen zur Energieerzeugung verwendet. Das Verfahren hat viele Vorteile. Vor allem aber reagiert es auf einen hohen Bedarf: Fast 40 Millionen Schweine und Rinder gibt es in Deutschland. Sie produzieren anderthalb Milliarden Liter Gülle pro Jahr. Und die muss irgendwohin.

Mit zehn Separatoren gehört Tjarks’ Anlage zu den größten ihrer Art. „Damit bedienen wir aktuell einen Radius von 150 Kilometern“, erzählt Tjarks. „Die Nachfrage ist enorm.“ Das war beim Start vor drei Jahren noch anders. Zu Hilfe kam ihm – neben der Anschub-Finanzierung durch die LzO – eine Verschärfung der Düngeverordnung. „Das war für die Landwirte keine gute Nachricht“, erinnert sich Tjarks. „Für uns war das aber letztlich ein Vorteil.“ Denn so wuchs der Druck, Lagerkapazitäten oder ­Abnahmeverträge nachzuweisen. Und letztere konnte er anbieten – genau zur richtigen Zeit.

© MGS Tjarks

Gülle statt Gigabyte, Separieren statt Programmieren: mGs Thilo Tjarks entspricht nicht den gängigen Start-up-Klischees. Doch alle gängigen Kriterien – wie Innovation, Technologie, Gründergeist – sind voll erfüllt. Erfolgreiche Durchstarter gibt es eben auch dort, wo es herb nach Landluft duftet. Denn wie immer kommt es darauf an, was man daraus macht.

 

mgs-tjarks.de