Das neue Geschäftsfeld ist mehr als eine Notlösung. Das Gedankenmodell des Minimalismus zu einem weltweiten Trend geworden. Die Japanerin Marie Kondo hat sogar Aufräumen zur Kunstform erhoben. Auf Netflix schauen Millionen dabei zu, wie sie Rumpelkammern auf Vordermann bringt. Reduzierung wird zunehmend als Befreiung empfunden: in Kleiderschrank und Abstellraum, immer mehr aber auch in der Wohnform.
Um aus einem Minimum das Maximum zu schöpfen, benötigt man zweierlei: Kreativität in der Planung und Kompetenz beim Ausbau. Im Messebau ist die Engelmann GmbH dafür seit fünfundzwanzig Jahren bekannt, nun setzt sie ihre Expertise auch bei den Tiny Houses ein. Thoben: “Unsere Leute bringen alle nötigen Fähigkeiten mit. Trotzdem bedeutet so ein Schritt enormen Aufwand. Modelle, Maschinen, Marketing – alles muss gleichzeitig aufgebaut werden.“ Der Neustart verlangt Mut und kostet Kraft, doch er macht auch Spaß: „Wir wachsen ständig an dem, was wir tun“, freut sich der Geschäftsführer über den neuen Spirit im Team.
Tiny House Rohbau © Tabo Schillig
Engelmann GmbH Team © Tabo Schillig
Fantasie statt Fläche
Apropos Team: Bei den umfangreichen Investitionen, z.B. in spezielle Fräsen, hatte das Unternehmen einen verlässlichen Partner an ihrer Seite: „In so einer Situation wollen wir als Bank einfach helfen“, erklärt ein Kundenberater von der LzO. „Mathias Thoben kam mit einer spannenden Idee zu uns. Das haben wir gerne unterstützt und freuen uns über die neue Perspektive!“
Die gibt es in der Tat. Das Tiny House steht für Rückbesinnung auf das Wesentliche. Gleichzeitig ist es eine Antwort auf knappes Bauland, explodierende Immobilienpreise und hohen Ressourcenverbräuche. Und das Angebot möglicher Standorte wächst kontinuierlich. So wurde im Bebauungsplan für den ehemaligen Fliegerhorst in Oldenburg ein 2.000 qm großes Areal für Kleinstwohnungen und Tiny Houses reserviert. Auch im ländlichen Raum ist das neue Wohnen auf kleinem Raum ein Thema: im Landkreis Ammerland wird diskutiert, ob in Neubaugebieten Bereiche für Tiny Houses berücksichtigt werden sollten. Bei Stellflächen auf Campingplätzen hängen die Möglichkeiten vom jeweiligen Betreiber ab, doch Interesse und Unterstützung nehmen zu. Auch Bauernhöfe könnten künftig nicht nur für Wohnmobilisten, sondern auch für Tinyhouseherren interessant werden. Zusätzliche Standorte dürften durch einen anderen Trend entstehen: das Tiny House als Anlageobjekt, eine nachhaltige Alternative zur Ferienwohnung.
Und der Preis eines Tiny House? Der hängt von vielen Faktoren ab – vor allem von den Wünschen der künftigen Nutzer*innen. Welche Größe soll es haben? Muss es autark sein? Möchte ich ökologische Baustoffe? All das hat Auswirkungen auf die Kosten. Die meisten Projekte bewegen sich letztlich in einer Größenordnung von 60.000 bis 80.000 €.
Innenausstattung © Tabo Schillig
Innenansicht © Tabo Schillig
„Wir sind noch da!“ ist deshalb nicht nur eine Begrüßung, sondern auch eine selbstbewusste Botschaft. Mit „Winzig Wohnen“ hat die Engelmann GmbH ein Geschäftsfeld erschlossen, das zeitgemäßer kaum sein könnte. Wenn das Glück tastsächlich mit den Tüchtigen – und Mutigen – ist, dann werden in Oldenburg-Tweelbäke in Zukunft viele Tiny Houses produziert. Und hoffentlich auch wieder: Messebauten. Denn das würde bedeuten, der Alltag ist zurück. Und diese Vorstellung war nie verheißungsvoller als jetzt.
Interesse geweckt? Auf der Homepage www.winzig-wohnen.de gibt es viele Informationen und Bilder zu den Tiny Houses made in Oldenburg. Dort lassen sich auch Termine für Beratungen und Besichtigungen vereinbaren.
Wer mehr über die Tiny House Bewegung erfahren möchte, besucht unter https://tinyfoundation.mystrikingly.com die Website der Tiny Foundation.