Es sind durchaus weibliche Stärken, die Mathilda Kochan in ihre Arbeit einbringt. Nicht bewusst vielleicht, aber dennoch mit dem gewünschten Erfolg: Ihre Arbeit beim Ring-Zyklus wurde so sehr geschätzt, dass sie bei der Wiederaufnahme die verantwortliche Regisseurin wurde und daneben auch eigene Stücke inszenieren konnte. Das allerdings in einer Gastrolle, denn am 1. Januar 2023 war es Zeit für einen neuen Prototyp: Kochan übernahm die Leitung des Theaters k, das an die Oldenburger Kulturetage angedockt ist. Die Intendantin gehört zu einer noch selteneren Spezies als die Regisseurin: Nur jedes fünfte Theater in Deutschland wird von einer Frau geleitet.
„Vorbehalte hätte es bei einem Mann
vielleicht auch gegeben.“
Mathilda Kochan, Theaterregisseurin und Leiterin des Theaters k
„Natürlich gab es bei einigen Mitarbeitern gewisse Vorbehalte“, ist sich Kochan bewusst, doch sie nimmt das nicht persönlich: „Das wäre bei einem Mann vielleicht genauso gewesen.“ Vielmehr freue sie sich trotz etlicher Herausforderungen auf ihre neue Aufgabe. „Es ist eine Heidenarbeit“, erzählt sie. „Aber es macht riesigen Spaß!“ Kochan bleibt auch hier ihrer Linie treu und macht vieles anders als ihr Vorgänger. „Ich möchte Experimente wagen, die Bürger:innen einladen mitzumachen, Theater ein Stück weit neu denken.“ Diese Offenheit für Neues ist zwar keine ausschließlich weibliche Haltung, man kann sich jedoch vorstellen, dass bei der Vermittlung der Ideen eben jene Stärken helfen werden, die sie von vielen Männern unterscheidet.