Ehemann Clemens, Musikdozent an der Carl von Ossietzky Universität, hilft gerne in Haus und Garten, kümmert sich liebevoll um die Kinder. Die Organisation der vielen Termine und das Abstimmen der jeweiligen Bedürfnisse übernimmt aber Vera – und damit auch die mentale Last der Familienorganisation. „Wir versuchen, die Care-Arbeit gleichberechtigt aufzuteilen, aber manches hat sich eben anders entwickelt“, reflektiert die studierte Pädagogin die eigene Rolle. Doch auch hier bleibt sie gelassen: „Wir könnten das sicher optimieren. Aber es funktioniert auf diese Weise, deshalb bleibt es dabei.“
Doch was ist mit ihr selbst? Gibt es zwischen Liebeskummer und Legowelten noch Lücken für die sogenannte „Me time“, also Zeit für die eigenen Bedürfnisse? „Ja, mittlerweile durchaus“, stellt Vera nicht unzufrieden fest. Als die Kinder kleiner waren, sei das anders gewesen. „Jetzt müssen wir unsere Termine nicht mehr ausdiskutieren – jeder hilft mit und jeder passt auch mal auf die Kleinen auf. Da haben wir durchaus Zeit für uns selbst oder zu zweit.“
Zentrumsnahes Skandinavien
Trubel, Stress oder sogar Chaos? Gibt es im Alltag einer siebenköpfigen Familie durchaus; vor allem, wenn die Kinder noch klein sind. Doch Vera hat gelernt, bei der Care-Arbeit Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und dort loszulassen, wo festhalten nur Kraft kosten würde. Diese Gelassenheit überträgt sich spürbar auf die anderen Familienmitglieder. Trotz unvermeidbarer Kabbeleien bilden sie eine kleine feine Gemeinschaft, die füreinander da ist, miteinander und aneinander wächst. Das klingt nach Astrid Lindgrens „Bullerbü“ – und tatsächlich fühlt man sich im verwunschenen Garten an ein skandinavisches Idyll erinnert, obwohl das Häuschen mitten in einer deutschen Großstadt liegt. Aber auch dieser vermeintliche Widerspruch passt ins Bild, denn schließlich sucht man hier eines vergeblich: Klischees.