Die passenden Puzzlestücke
Dinklage bot jedoch schon bald nicht mehr die nötige Perspektive für das Talent aus der Ortschaft Wulfenau. Über die A-Jugend und das Drittliga-Team rückte sie noch als Jugendliche in den Kader des etablierten Bundesligisten VfL Oldenburg auf. Dort traf sie auf das „Urgestein“ Julia Renner und die spätere Weltmeisterin Tess Lieder. Spielerinnen, die durchaus als Vorbild getaugt hätten – die es aber nur zum Teil wurden. „Vor allem Julia kam an diese Rolle schon nah ran“, verrät Kohorst. Lieder hingegen habe sie vor allem durch ihre Zielstrebigkeit beeindruckt. „Sie wusste immer sehr genau, was sie wollte. Das ging mir gar nicht so.“
Auf ein gedankliches Podest stellte sie die Teamkolleginnen dennoch nicht. „Ich habe mir von beiden etwas abgeschaut und in mein Spiel integriert“, beschreibt Madita Kohorst ihre Strategie. Das habe sie auch bei Stars wie Katrine Lunde und Clara Woltering gemacht – und so setzte sie ihr eigenes Spiel wie ein Puzzle zusammen. Mit Erfolg: Im Januar 2016 absolvierte sie ihr erstes Bundesliga-Spiel – mit gerade einmal 19 Jahren.
„Orientiert man sich sehr an anderen,
läuft man Gefahr, sie nur zu kopieren.“
Madita Kohorst, Handballtorhüterin des VfL Oldenburg
Letztlich sei es typabhängig, ob jemand große Ziele und Vorbilder brauche oder nicht, findet die 28-Jährige. Für sie selbst habe das aber nie eine Rolle gespielt: „Wenn man sich sehr an anderen orientiert, dann läuft man Gefahr, sie nur zu kopieren. Ich wollte aber immer ich selbst sein und meinen eigenen Weg gehen.“ Und dieser führte schließlich weg aus Oldenburg.
Im Sommer 2018 schloss Madita Kohorst sich zunächst dem TuS Metzingen an. Die professionellen Bedingungen des schwäbischen Clubs ermöglichten ihr den nächsten Entwicklungsschritt: Mit starken Auftritten spielte sie sich in das Blickfeld noch größerer Vereine. Nach drei Spielzeiten wechselte sie schließlich zum amtierenden deutschen Meister Borussia Dortmund und erlebte dort die bisherigen Höhepunkte ihrer Karriere. „Die Champions League, das Final-Four-Turnier der European League – das waren ganz besondere Erlebnisse“, erinnert sich die 1,85 Meter große Torfrau zurück. Doch auch in der Bundesliga war diese Zeit erfolgreich: In der Saison 21/22 erreichte Kohorst mit ihrem Team die Vizemeisterschaft. Die letzten Spiele erlebte sie jedoch von der Tribüne aus: Im April riss im Spitzenspiel gegen Bietingheim das rechte Kreuzband und verdammte die Torhüterin über viele Monate zum Zuschauen.