Im Gespräch mit Sandra Drolshagen

Zwischen Zwergspitz und Spitzenforschung

©Sandra Drolshagen

Am Oldenburger Informatik-Institut OFFIS forscht die preisgekrönte Physikerin Sandra Drolshagen an robotischen Assistenzsystemen für körperlich beeinträchtigte Menschen. Bei Instagram folgen ihr über 330.000 Followerinnen und Follower allerdings aus einem anderen Grund: Die 30-Jährige ist eine weltbekannte „Dogfluencerin“.

 

 


  1. Sie haben ursprünglich Astrophysik studiert. Was hat Sie an Weltall und Sternen fasziniert?
    Das Interesse wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt: Meine Eltern sind Astrophysiker und schon als Kind wurde ich einmal von der Schule befreit, um Sternschnuppen beobachten zu können..
  2. Trotzdem sind Sie nicht bei der NASA gelandet, sondern forschen am OFFIS zu Robotik. Wie kam es dazu?
    Meine Bachelorarbeit habe ich tatsächlich bei der ESA – dem europäischen Pendant der NASA – geschrieben. Aber dann hat einer meiner Hunde ein Bein verloren und ich habe in meiner Masterarbeit an einer intelligenten Hundeprothese getüftelt. Ich fand das Themengebiet der Robotik so spannend, dass ich dorthin gewechselt habe.
  3. Roboter könnten schon bald nomaler Teil unseres Alltags sein. Ein Grund zur Vorfreude? Oder ist auch Vorsicht angebracht?
    Aktuell sind wir zum Glück noch weit davon entfernt, uns um die Roboter wirklich Sorgen machen zu müssen. Ich erwarte, dass sie vor allem in körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten eine große Entlastung sein werden. Aber so schnell, wie sich die KI aktuell entwickelt, bleibt es definitiv interessant zu beobachten, welche Rollen Roboter in der Zukunft einnehmen werden.
  4. Bei Ihnen zuhause leben inzwischen sieben Zwergspitze. Wünschen Sie sich manchmal einen Gassi-Bot?
    Bei Regen vielleicht. Aber in der Regel liebe ich es, mit ihnen spazieren zu gehen und dabei den Kopf freizubekommen. Es ist eine meiner liebsten Beschäftigungen am Tag.
  5. Als @missyminzi teilen Sie ihr „Hundeleben“ bei Instagram mit weit über 300.000 Followerinnen und Followern. Was denken Sie über die enorme Aufmerksamkeit?
    Mit so viel Interesse an unserem gemeinsamen Leben hätte ich zu Beginn niemals gerechnet. Ich finde es sehr schön, sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können, und wir haben Glück, eine wirklich liebevolle und unterstützende Community zu haben. Mich freut die Möglichkeit, Bewusstsein für Hunde mit Behinderungen schaffen zu können.
  6. Wafür steht denn „MissyMinzi“?
    Minzi war unsere kleine dreibeinige Hündin. Mit ihr ist der Account gestartet und sollte zeigen, dass auch beeinträchtigte Hunde ein glückliches Leben führen können, und über Prothesen für Hunde aufklären.
  7. Sie könnten von Ihrem Kanal gut leben. Warum gehen Sie weiterhin zur Arbeit?
    Mir macht sie großen Spaß und mir würde der mentale Ausgleich durch die Forschung sehr fehlen. Außerdem möchte ich nicht in die Situation kommen, von meinen Hunden Leben zu „müssen“. Indem ich nicht auf Instagram angewiesen bin, nehme ich mir – und vor allem den Hunden – jeglichen Druck.
  8. Worauf werden Sie öfter angesprochen: auf Programmcodes oder Fellpflege?
    Das sind dann doch mit großem Abstand die Hunde und die Fellpflege.
  9. Haben Sie jemals befürchtet, wegen ihres Social-Media-Auftritts als Forscherin nicht ernst genommen zu werden?
    Absolut. Je nachdem, wer mein Gegenüber ist, versuche ich, es eher zu „verheimlichen“. Gerade jüngere Kolleginnen und Kollegen, die die Arbeit hinter einem Social Media Account sehen, finden es teilweise aber auch faszinierend, dass ich beides schaffe.
  10. Zwischen viel Dog-Content taucht gleichzeitig die erfolgreiche Wissenschaftlerin Sandra Drolshagen auf dem Instagram-Kanal auf. Warum?
    Die Wissenschaft ist ein wichtiger Teil von mir und zeigt, wer ich als Person bin. Hin und wieder bekomme ich auch Nachrichten junger Mädchen, die mir schreiben, dass sie durch mich einen ähnlichen Weg eingeschlagen haben. Das freut mich jedes Mal sehr.
  11. Zurück zur Astrophysik: Die US-Firma SpaceX will 2029 eine bemannte Mars-Mission starten. Würden Sie gern mitfliegen?
    Da lasse ich gerne anderen den Vortritt. Ich denke, ein Spaceshuttle wäre keine gute Umgebung für meine sieben Hunde.
  12. An welchem irdischen Lieblingsort kann man sie stattdessen antreffen?
    Vom Ipweger Moor über die Weser bis zum Bornhorster See: Ich bin gerne da, wo die Hunde viel Platz zum Rennen haben.

 

 

 

 

 

 

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