Theatralische Lockerungsübungen
Und plötzlich fiel der Vorhang. Wo eben noch Stimmen bebten und Körper tanzten, wo Augen leuchteten und Beifall toste, da war auf einmal: nichts mehr. Stille und Leere legten sich über die Bühnen des Oldenburgischen Staatstheaters wie feiner Staub.
“Es war unwirklich. Surreal. Dystopisch. Mitte März herrscht normalerweise Hochbetrieb”, beschreibt Theaterpädagogin Dorothee Emsel die Situation. “Natürlich war das ein Schock”, gibt auch Regieassistentin Mathilda Kochan zu. “Aber nichts tun? Das kam gar nicht in Frage. Spielfreude ist wie ein Fieber, das muss raus. Am liebsten auf die Bühne. Und wenn das nicht geht – dann sucht man sich eben was.”
Man sagt: Krisen seien Katalysatoren. Das heißt: Sie funktionieren als Prozessbeschleuniger. Und so war es auch hier. Aus dem jähen Nichts entstanden neue künstlerische Aktionen, neue digitale Formate, neue Formen der Zusammenarbeit – und auch: neue Bindungen zum Publikum. „Wir haben uns einfach was getraut”, erklärt Gesine Geppert, Leiterin der Sparte 7 – seit jeher verantwortlich für kühne Experimente und andere Wagnisse. “Man kann in solchen Phasen nicht alles bis ins letzte Detail durchdenken, man muss auch einfach mal machen!”