Bevor ein Theaterstück am Langfördener Dom gezeigt werden kann, vergeht viel Zeit. Über zwei Jahre sind die rund 100 Mitglieder des Vereins „Theater für Jedermann“ mit den Vorbereitungen beschäftigt und bilden dabei die gesamte Bandbreite des Theaters ab: Regie und Inszenierung, Schauspiel und Soufflieren, Kostüm, Maske, Requisite und Bühnenbild, Musik und Technik.
Nicht alle sind von Beginn an gleichermaßen eingebunden. Zunächst wird das Stück bei wöchentlichen Proben einstudiert. Die Schauspielerinnen und Schauspieler gehen ihre Szenen durch, sprechen die eingeübten Texte, nehmen die Anweisungen der Regie und auch die kleinen Hilfestellungen der Souffleusen auf. Im Laufe der Monate entstehen Kostüm und Bühnenbild und kristallisiert sich heraus, was es für die Inszenierung an Musik, Ton- und Lichttechnik braucht.
Wie sich das Ensemble gemeinsam entwickelt und an der Aufgabe wächst, ist schön zu sehen. Und auch, dass es dabei keinen Wettbewerb, keine Eitelkeiten gibt. Wir teilen die Leidenschaft für und die Freude am Theater – das verbindet uns, auch als Menschen über den Bühnenrand hinaus. Diese Verbindung findet im Verein „Theater für Jedermann“ einen Rahmen.
Sein Ursprung liegt in der Aufführung des Stücks „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal. Eigentlich sollte es nur ein einmaliges Ereignis sein. Im Anschluss waren aber alle so begeistert, dass klar war: Wir wollen weitermachen! 2004 wurde dann der Nachfolgeverein gegründet. Zwei Kriterien sind seitdem gesetzt. Zum einen kann sich jede und jeder einbringen, eben „Jedermann“. Zum anderen möchten wir Theaterklassiker zeigen, zu denen das Publikum schon einen Bezug hat, wie Goethes „Faust“ und Brechts „Mutter Courage“.
Wenn es dann endlich so weit ist, Dom und Bühne vom Licht zahlreicher Scheinwerfer angestrahlt werden und das neue Stück seine Premiere feiert, wird es auch mal emotional. Gemeinsam auf der Bühne zu stehen und den Applaus zu hören, ist ein berührender Moment. Dann fließen auch Tränen. Tränen der Begeisterung – bei den Mitgliedern und beim Publikum. Mehr Erfüllung geht kaum.