Was ist der Hartensbergsee in Goldenstedt? Eine friedliche Oase für Naturliebhaberinnen und -liebhaber? Ein attraktiver Badesee für alle Wasserfans? Oder etwa ein spektakulärer Veranstaltungsort für Musikfestivals? Als Anwohner und Veranstaltungskaufmann kenne ich die Antwort: Er ist alles auf einmal – und genau deswegen mein Lieblingsort.
Meine erste Begegnung mit dem Hartensbergsee? Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern! Ich bin nämlich in der direkten Nachbarschaft aufgewachsen, keine fünfhundert Meter vom Ufer entfernt. Vor allem im Sommer war das fantastisch: Der lange Sandstrand, das seichte Wasser, Wälder und Wiesen gleich nebenan – was mehr kann sich ein Knirps wünschen?
Damals habe ich noch gar nicht bemerkt, wie schön der See liegt. An der Westseite grenzt er an die Ortschaft, auf der anderen wartet aber nur noch pure Natur. Dort fließt auch die Hunte gemächlich vor sich hin. Als Jugendlicher war ich auf den Wanderwegen viel mit unserem Familienhund unterwegs.
Goldenstedt ist zwar keine Großstadt, aber der Blick über den See tut trotzdem gut. Alles öffnet sich und wird durch nichts gestört. Der Alltag liegt irgendwo hinter einem und ist fast schon vergessen, wenn man ankommt. Das ist perfekte Harmonie! Vor ein paar Jahren wurde am Mühlenbach noch der Mehrgenerationenpark angelegt und der Name passt tatsächlich: Am See kommen alle zusammen, vom Steppke bis zum Senior.
„Einmal im Jahr müssen die Kids daheimbleiben
– und ich gehe allein an meinen Lieblingsort.“
Als ich größer wurde, war mir irgendwann klar: Der See taugt nicht nur zum Plantschen, auch Partys funktionieren dort prima. Bei einer privaten Feier mit elektronischer Musik keimte schließlich gemeinsam mit anderen die Idee zum „Strandfieber“. Und wir haben sofort groß gedacht: 5.000 Menschen sollten es zum Start schon sein – und die kamen auch! Das Festival war von Anfang an ein Riesenerfolg.
Klar hat das mit den Acts zu tun, die wir vom Festival-Team buchen. Da sind immer bekannte Namen dabei. Das liegt aber auch an der Location. Electronic Dance und House passen perfekt zum Ambiente von Strand und See. Wenn dann noch abends die Sonne untergeht und den Gästen in die glücklichen Gesichter strahlt, dann ist das ganz nah dran am perfekten Moment. Genau dann fühle ich mich auch an meinem absoluten Lieblingsort. Für solche Augenblicke muss ich auch als Veranstalter Zeit haben. Dafür macht man es ja – auch wenn man sonst natürlich viel um die Ohren hat.
Das gilt auch für den Tag danach, schließlich wollen wir den See ja piccobello hinterlassen. Deshalb bin ich schon mal auf einer Weide herumgekrabbelt, weil dort noch Müll lag – und musste dann vor den Kühen flüchten, weil sie sich gestört fühlten. So ist das Landleben! Gestört fühlt sich der Rest der Bevölkerung übrigens gar nicht. Natürlich ist das „Strandfieber“ laut, die Bässe wummern ordentlich. Trotzdem ist der ganze Ort dabei, Beschwerden hat es noch nie gegeben. Im Gegenteil, alle finden es schön, dass was los ist – und dass unser See so viele Menschen begeistert.
Mittlerweile sind meine eigenen Kinder am Hartensbergsee zu Hause. Ihre erste Begegnung haben sie längst hinter sich – und können sich später bestimmt auch nicht mehr daran erinnern. Den langen Strand und das seichte Wasser weiß ich mittlerweile auch als Papa zu schätzen. Doch einmal im Jahr müssen die Kids daheimbleiben – und ich gehe allein an meinen Lieblingsort. Das Strandfieber packt sie sicher früh genug.
Wilko Aff (40) ist Goldenstedter durch und durch. Der ausgebildete Veranstaltungskaufmann gehört zu den Urgesteinen des „Strandfieber“-Festivals. Nach zwischenzeitlicher Corona-Pause hat er im Januar 2023 beim Veranstalter plus2event die Marketing-Aktivitäten für das Großereignis wieder übernommen.
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