Einmal durchs Jahr im Wohlfühlort Varel

Zwischen Wäldern und Wasser

5. Juni 2025

©Thomas Weber

Von wegen unscheinbar und klein: Varel am Jadebusen hat alles, was man sich an einem Lieblingsort nur wünschen kann. Weitläufige Wälder, seltene Fauna, das renommierte Nordseeheilbad Dangast und Sehenswürdigkeiten wie der zweitgrößte Gallerieholländer Deutschlands sind in jeder Jahreszeit einen Besuch wert.


Wer mich fragt, was es in Varel zu unternehmen gibt, den würde ich direkt zurückfragen: In welcher Jahreszeit? Varel ist rund ums Jahr mein Lieblingsort mit charmanten Plätzen und umwerfender Natur. Als gebürtiger US-Amerikaner bin ich in meiner „neuen“ Heimat seit über 30 Jahren fest verwurzelt und habe vielleicht ein anderes Gespür für sie als jemand, der hier geboren ist.

Jederzeit sehenswert ist zum Beispiel unser Gallerieholländer, die immerhin zweithöchste Windmühle Deutschlands und eine der größten überhaupt. Sie ist nicht nur imposant anzusehen, sondern beherbergt im Inneren auch eine sehr spannende heimatkundliche Sammlung. Ein Stück Geschichte der Region (fast) zum Anfassen. Und für Interessierte ist natürlich die Schlosskirche als ältestes Gebäude der Stadt ein Muss.

Der Herbst und der Winter sind perfekt, um die Umgebung zu Fuß zu erkunden und die Natur zu genießen – vor allem, wenn die Sonne einmal kurz durch die Wolken kommt. Dann entdeckt man ganz von selbst überraschende Orte, an denen man oft auch mal ganz allein ist. Gerade als (ehemaliger) Hundebesitzer habe ich so viele meiner persönlichen Wohlfühlorte gefunden, die ich aber wohl besser für mich behalte.

Kelly Berg (63) ist gebürtiger US-Amerikaner aus Chicago. Nach einem Austauschprogramm 1985 entschied er, im Oldenburger Land zu bleiben. Heute lebt er mit Frau in Varel und engagiert sich neben seinem Hauptberuf als Englischdozent ehrenamtlich im Heimatverein.

Den Frühlingsstart markiert dann Mariä Lichtmess, genau 40 Tage nach Weihnachten und traditionell die Zeit, in der die (Landwirtschafts-)Arbeit wieder aufgenommen wurde. Es ist ein ganz besonderes Fest, wenn man nach den oft etwas einsamen und dunklen Monaten zusammenkommt und gesellig ist. Das hebt die Stimmung! Danach kommt auch schon mein persönliches Highlight: die Kohlfahrt, sozusagen unsere fünfte Jahreszeit. Rund um Varel, insbesondere bei Grabstede an der Grenze zum Ammerland, gibt es dafür ideale Strecken. Und danach stärkt man sich natürlich mit Grünkohl und Pinkel.

Im Sommer ist die offensichtliche Wahl das Nordseebad in Dangast, das auch weit über die Region hinaus Gäste anzieht – aus gutem Grund. Bei schönem Wetter können dort aber gerne einmal Hochbetrieb und Hektik herrschen. Im Vergleich dazu hat sich der Vareler Hafen seine Naturbelassenheit und seinen Charme bis heute erhalten. Dort lassen sich immer noch Spuren der Vergangenheit entdecken: Die Wallreste südlich des Hafens erinnern noch an die dänische Regentschaft im 17. Jahrhundert. Neben der Historie können Besucherinnen und Besucher auch viele Watt- und Zugvögel sehen – zur Vogelbeobachtung hat der NaBu eigens einen Turm aufgestellt. Im Frühling oder Herbst aber unbedingt Gummistiefel mitbringen!

©Martin Stöver
©Thomas Weber

„Für mich ist Varel rund ums Jahr ein Lieblingsort – mit all seinen charmanten Plätzen, der umwerfenden Natur und seinen Traditionen.“

Kelly Berg, Ehrenamtlicher im Heimatverein Varel

 

All die Sehenswürdigkeiten und sympathischen Bräuche waren aber nicht ausschlaggebend dafür, dass ich nach meinem Austauschprogramm für Studierende direkt im Oldenburger Land geblieben bin. Ich habe hier nämlich meine Frau kennengelernt. Um anderen die Schönheit dieses Ortes nahezubringen, bin ich im Heimatverein aktiv und gebe Führungen. Rund ums Jahr natürlich.

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