Von Herzögen geliebt, von Musen geküsst
Kann man Ziegel, Putz und Mörtel lieben? „Definitiv. Schließlich können Baumaterialen Geschichten erzählen“, weiß Dr. Claudia Thoben aus Erfahrung. Seit 2001 arbeitet die Historikerin im Palais Rastede. Die letzten 15 als dessen wissenschaftliche Leiterin. Eine lange Zeit, in der sie das Gebäude trotzdem immer noch überraschen kann. Denn je nach Jahreszeit und Lichteinfall verändert das Bauwerk sein Aussehen und die Mauern fangen an zu erzählen vom „Es war einmal…“
Ein steinerner Stellvertreter
Viele haben hier ihre Spuren hinterlassen. Unter anderem der Gründer der „Landessparkasse zu Oldenburg“. Herzog Peter Friedrich Ludwig (1755 – 1829), erwarb den Landsitz 1822. Seine Visionen sind dort noch heute sichtbar. Es vergeht daher kaum ein Tag, an dem die 53-Jährige nicht „mit einer gehörigen Portion Demut im Herzen“ vor dem „architektonischen Juwel inmitten eines Gartens im englischen Stil“ gestanden hat. Es ist ihr Lieblingsort im Ammerland. Für sie symbolisiert er all das, was den Landkreis ausmacht: „Bodenständigkeit, die Liebe zur Natur und Aufgeschlossenheit.“
Weltoffener Lokalpatriotismus
Das spiegelt sich in der abwechslungsreichen Landschaft – von Moor bis Meer – ebenso wider wie in der herzhaften regionalen Küche. Dr. Claudia Thoben schwört dabei „auf Bratkartoffeln mit Ammerländer Schinken“. Doch erst die lokalen Charakterköpfe geben dem Landkreis ein Gesicht. Sie kenne niemanden, der sich trotz seiner geliebten blickdichten Rhododendrenhecken so konsequent die Neugier auf die Welt dahinter bewahrt habe wie die Ammerländerinnen und Ammerländer.