Als Frau selbstbewusster auftreten

Der Effekt einer präsenten Stimme

9. Januar 2024

Stimmtrainerin Birte Heckmann

©S. Adler

Ob Videokonferenz, Präsentation oder Bewerbungsgespräch: Selbstbewusst und präsent aufzutreten ist gar nicht so leicht – insbesondere, wenn in stressigen Situationen die Stimme zittert und man am liebsten verschwinden würde. Worauf es bei einem präsenten Auftritt ankommt und welche Übungen auch daheim schnell Ergebnisse erzielen, verrät Stimmtrainerin Birte Heckmann im Interview. Dabei steht für sie fest: Frauen müssen keine Männer nachahmen, um zu beeindrucken.


Frau Heckmann, was verbirgt sich genau hinter Ihrem Job?

Birte Heckmann: Mein Job lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Persönlichkeitsentwicklung. Menschen haben immer etwas zu sagen, aber es gibt verschiedene Gründe, weshalb sie meinen, Inhalte nicht überzeugend rüberbringen zu können. Der Großteil meiner Kundinnen hat beispielsweise das Gefühl, nicht fesselnd oder nicht überzeugend zu sprechen. Gemeinsam schauen wir dann, an welchen Schrauben wir an dieser Stelle drehen können, damit ihnen genau das leichter fällt. Dafür arbeiten wir auch an der Stimme. Denn sie ist das Instrument, das den Inhalt trägt. Mindestens genauso wichtig aber sind Körperarbeit und die Arbeit am Mindset.

Wie gehen Sie dabei vor?

Häufig wenden wir kleine Kniffe an. Frauen sind sozialisiert, bescheiden zu sein und nicht mit ihrem Wissen anzugeben. Ich mache meinen Kundinnen deutlich, dass es sogar höflich ist, den Raum angemessen einzunehmen. Nehmen wir das Beispiel einer Präsentation: Hier erwarten die Zuhörenden, dass die Kollegin ihr Wissen als Expertin teilt, sich Zeit nimmt sowie langsam und verständlich spricht. Also darf und sollte sie diesen Raum auch für sich beanspruchen.

Und wie gestaltet sich in der Praxis, diesen Raum einzunehmen?

Ich muss verstehen, dass meine Stimme von meinem Geist abhängig ist. Bin ich körperlich oder mental angespannt, gehen auch meine Stimmbänder auf Spannung. Gerade bei Frauen bedeutet das dann häufig, dass sie auf der Bühne stehen, mit einer viel zu hohen Stimme sprechen und atemlos werden. Das strahlt keine Kompetenz aus. In einem solchen Fall hilft es schon, die Körperhaltung zu verändern. Die erwähnten kleinen Kniffe bestehen dann darin, die Schultern zu senken und das Brustbein „stolz“ zu heben – dann entspannt sich das Nervensystem und auch die Spannung der Stimmbänder verringert sich. Ich spreche dann mit meiner eigentlichen, charakteristischen Stimme. Und das Erkennen dieser Stimme in einer aufregenden Situation ist ein guter Start.

 

„Die Körperhaltung ist der einfachste Hebel,
etwas zu verändern.“
Birte Heckmann, Stimmtrainerin

 

Welche Rolle spielt denn die Körperhaltung bei einem präsenten Auftreten?

Die Körperhaltung ist der einfachste Hebel, etwas zu verändern. Kommen wir auf unser Praxisbeispiel der anstehenden Präsentation zurück: Schaue ich direkt davor auf mein Handy, ist mein Kopf nach unten geneigt. Der Kehlkopf, in dem sich mein Stimmapparat befindet, ist dadurch zusammengequetscht. Fange ich dann an zu sprechen, kann ich mein volles Potenzial nicht ausschöpfen.

©F. Müller

Und welchen Einfluss hat die Stimme in Bezug auf meine Außenwahrnehmung?

Der Klang unserer Stimme wirkt viel schneller als die Worte, die gesprochen werden. Der nonverbale Eindruck geht also sofort los. Daher ist die Art, wie ich spreche, fast noch wichtiger als der Inhalt. Natürlich muss ich letzten Endes auch inhaltlich überzeugen.

Was zeichnet denn eine präsente Stimme aus?

Sie passt immer zum Sprechenden, zur Situation, zum Thema und zum Publikum, ohne „verstellt“ zu sein. Eine präsente Stimme ist am Austausch und an der Kommunikation mit dem Gegenüber ehrlich interessiert.

Wie Birte Heckmann selbst beim Sprechen klingt?

Das haben die Teilnehmerinnen der Veranstaltung „Finanzfit in die Zukunft! Starke Antworten für starke Frauen“ am 14. November 2023 live erlebt. In ihrem Vortrag vermittelte die Expertin, wie Frauen mit der eigenen Präsenz Raum einnehmen, anstatt sich klein zu machen.

Dr. Gabriele Widmann wiederum gab Wissen und Tipps zur Geldanlage weiter.
Mehr Infos zum Vortrag der Finanzexpertin finden Sie im Nachbericht .

Sie arbeiten seit mehreren Jahren als selbstständige Stimm-, Sprech- und Auftrittstrainerin. Gibt es eine Erfolgsgeschichte, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ich habe vor einiger Zeit mit einer sehr burschikosen Frau zusammengearbeitet, die damals ein Familienunternehmen leitete und sehr tief sprach. So hat sie versucht, sich in einer männerdominierten Welt durchzusetzen. Damit hat die Kundin ihren Stimmbändern geschadet, denn ihre Stimme war für diese tiefe Tonlage gar nicht angelegt. Nach unserem Training war ich ganz berührt, als sie Lippenstift tragend mein Studio verließ. Die Kundin hat sich in ihre Weiblichkeit gewagt und ihre eigene Stimme angenommen. Häufig wird uns vermittelt, dass alles, was männlich assoziiert ist, erfolgversprechend ist. Dabei ermutige ich meine Kundinnen, das zu nutzen, was in ihnen steckt. Wir schauen dann, wie wir diese Stärken noch weiter ausbauen können.

Wie schnell lassen sich denn Verbesserungen erzielen?

Das ist wie mit dem Fitnessstudio. Gewisse Ergebnisse kann ich sehr schnell erreichen, andere brauchen Zeit. Auf meine Körperhaltung habe ich zum Beispiel einen großen Einfluss. Wenn ich mich aufrecht hinstelle und meine Hände nicht in den Taschen verstecke, kann mich meine Gestik unterstützen und ich habe automatisch ein anderes Sprechtempo und mehr Lebendigkeit. An der Stimmfarbe zu arbeiten, die man jahrelang falsch benutzt hat, dauert wiederum länger. Wirkungsvolle Veränderungen benötigen aber im Durchschnitt nur drei bis fünf Stunden Training mit meinen Kundinnen.

©Privat

Birte Heckmann

ist ausgebildete Logopädin und hat unter anderem als Hochschul- und Schauspielschuldozentin für den Fachbereich Sprechen gearbeitet. Seit 2020 ist sie als selbstständige Stimm-, Sprech- und Auftrittstrainerin tätig. Sie bietet Sprechtraining für Frauen ebenso an wie Auftritts- und Präsentationscoaching, Lampenfiebercoaching und Podcasttraining. Im August 2023 ist ihr Buch „Stimme. Macht. Erfolg.“ erschienen.

3 Profi-Tipps für eine präsente(re) Stimme

  1. Wärmen Sie die Stimme vor einem wichtigen Gespräch unbedingt auf, beispielsweise durch sanftes Summen.
  2. Sind Sie vor einer Konferenz sehr aufgeregt, hilft es, den Stress „aus dem Körper zu schütteln“. Schütteln Sie also sich, Ihre Arme und Ihre Beine. Sie werden merken: Es stellt sich sofort ein anderes Körpergefühl ein.
  3. Wie Sie mit sich selbst reden, hat großen Einfluss auf Ihr Auftreten. Es macht einen Unterschied, ob Sie sich einer Situation mit der Einstellung „Hoffentlich geht es halbwegs gut“ stellen oder denken: „Ich finde es total super, dass ich gleich Menschen von meinem Thema begeistern kann!“ Deswegen ist es immer gut zu schauen, was SIE machen können, nicht was im ANDEREN liegt! Der Effekt: Im zweiten Fall sind Sie stimmlich ganz anders verankert und werden sich trauen, Ihre Stimme zu nutzen.
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