Berufsstart: Wenn das Leben Ernst macht.


Vor einigen Jahren brachte eine Twitter-Userin namens Naina ein Lebensgefühl ihrer Generation auf den Punkt: „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen.“ Ihr Text löste eine riesige Welle der Zustimmung aus und in den Medien eine stürmische Debatte über unser Bildungssystem. Ein System, das Schüler:innen und Student:innen anscheinend nur ungenügend vorbereitet ins raue Leben entlässt. Welle und Sturm haben sich mittlerweile gelegt, aber hat sich auch etwas geändert? Denn wenn der erste eigene Job vor der Tür steht, hat er immer diese Frage im Gepäck: „Was brauche ich jetzt alles?“.

1. August 2022

Die Frage lässt sich nämlich nicht für jeden gleich beantworten. Zu verschieden sind jetzt schon die Lebensentwürfe der Berufseinsteiger:innen, zu unterschiedlich die Vorstellungen der eigenen Karriere. Vieles muss abgewogen werden und auch deine Entscheidungen hängen wesentlich davon ab, wie du in Zukunft leben willst. Individuelle Antworten sind also wichtig, kompetente Beratung sinnvoll. Ein Finanzplan muss sich beispielweise an deinem zukünftigen Einkommen und an deinen persönlichen Zielen orientieren.

Dabei solltest du dir auch einen Überblick verschaffen, welche staatlichen Förderungen du dir nicht entgehen lassen solltest. Sie sind bares Geld wert. Speziell die vermögenswirksamen Leistungen (VL) sind für Berufsstarter ein lohnenswerter Weg, Geld anzusparen, weil der Staat die sogenannte „Arbeitnehmersparzulage“ zuschießt. Versicherungen sollten vor allem angemessen und nicht nur „nice to have“ sein. Nicht jeder benötigt eine Hausratversicherung, wenn die Einrichtung der ersten Wohnung noch überschaubar ist. Ziehen aber schon früh teure Gegenstände wie Computer, Flat-Screens oder Spielekonsolen mit ein, kann sie durchaus sinnvoll sein.

Drei der Basics, die alle Berufseinsteiger:innen für sich klären müssen, sind Steuern, Finanzen und Versicherungen. Es ist es hilfreich, sich selbst einen ersten Überblick über die Dinge zu verschaffen, die einerseits unbedingt erforderlich und andererseits möglich, sinnvoll oder aber eben unnötig sind.

©Mikhail Nilov

1. Steuern: Der Staat verdient mit

Dein erstes selbstverdientes Geld ist noch nicht einmal auf dem Konto, da verdient der Staat auch schon mit: durch deine Steuern. Als Steuer-Rookie musst du einiges beachten, um nicht am Ende mehr ans Finanzamt zu zahlen als unbedingt nötig (Tipp: Berufseinsteiger:innen können für ihre erste Steuererklärung Software wie „SteuerHelden“ kostenlos nutzen – oder über die LzO die vielfach ausgezeichnete SteuerWISO steuer:Web). Aber auch eine professionelle Steuerberatung kann eine sinnvolle Investition sein, wenn du z. B. nach dem Studium direkt selbstständig durchstarten willst.

 

Must-have „Steueridentifikationsnummer“

Muss jeder haben und du hast sie vermutlich auch schon: Die Steueridentifikationsnummer, kurz IdNr. Sie wird vom Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) zugeteilt. Kinder erhalten sie kurz nach der Geburt, Einwanderer und Einwanderinnen bei der ersten Anmeldung in Deutschland. Einmal vergeben, bleibt die IdNr ein Leben lang unverändert. Kannst du deine IdNr nicht mehr finden, lässt sie sich beim Bundeszentralamt für Steuern erfragen.

©Polina Tankilevitch

2. Finanzen: Erste Pläne schmieden

Wenn das erste Gehalt kommt, ist es gut einen Plan zu entwickeln. Wie viel Geld brauche ich zum Leben? Wie viel für eine Wohnung? Wie schaffe ich mir ein finanzielles Polster? Wie und wann zahle ich eventuelle Altlasten wie BAFöG ab? Denn, um im Alter deinen Lebensstandard halten zu können, gilt es, die voraussehbare Rentenlücke zwischen gesetzlicher Rente und letztem Einkommen möglichst zu schließen. Ob Riester-Rente oder andere Anlagevarianten dabei helfen, klärst du am besten in einer persönlichen Beratung durch eine/n Finanzexperten/-expertin bei deiner Hausbank. Je früher man mit der Altersvorsorge beginnt, desto einfacher wird der Lückenschluss.

Must-have „Gehaltskonto“

Ohne ein Girokonto läuft nichts. Hierhin wird das Gehalt überwiesen und wichtige Zahlungen wie Miete und Versicherungen gehen davon ab. Schüler:innen, Student:innen und Auszubildende profitieren oft noch von einem kostenlosen Girokonto, das sie mit Zustimmung ihrer Eltern eröffnet haben. Mit dem Ende der Ausbildung endet meist auch die Kostenfreiheit. Jetzt gilt es, sich für die Art von Girokonto zu entscheiden, die am besten zu einem passt. Wichtige Check-Points hier: Banking-Apps, mobile Bezahloptionen wie Apple Pay, aber auch persönliche Erreichbarkeit der Bank, örtliche Nähe, Filial- und Geldautomatennetz. Übrigens: Eine Kontoeröffnung ist viel einfacher, als man denkt und funktioniert z. B. bei der LzO auch in wenigen Minuten per Smartphone oder Tablet.

3. Versicherungen: Pflicht und Kür

Für Berufsstarter:innen ist es an der Zeit, sich abzusichern, denn mit dem Ende der Ausbildung endet für sie auch das schützende Versicherungsnetz der Eltern. Welche Versicherung kann ich mir leisten? Welche sollte ich mir leisten? Welche muss ich mir leisten? An erster Stelle steht die Private Haftpflichtversicherung, die für Personen- und Sachschäden aufkommt, für die man sonst mit seinem gesamten Privatvermögen geradestehen müsste (Haftpflicht). Weitere wichtige Versicherungen für junge Erwachsene und Berufsanfänger:innen sind KfZ-Versicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung. Empfehlenswert sind auch noch Zahnzusatzversicherung und eine Unfallversicherung, insbesondere falls du riskanten oder unfallträchtigen Hobbys oder Sportarten nachgehen solltest. Wie auch bei den Finanzen solltest du dich individuell beraten lassen. Versicherungen sind ein weites Feld und viele Angebote sind für die meisten Berufsanfänger noch nicht so wichtig.

©Pixabay

Must-have „Krankenversicherung“

Bis zur Volljährigkeit bist du in der Regel über die Krankenversicherung deiner Eltern familienversichert. Das gilt während eines Studiums sogar noch bis zum Alter von maximal 25 Jahren, sofern du dabei die Einkommensgrenze von monatlich 470 Euro nicht überschreitest. Mit dem ersten Ausbildungs-/Arbeitsvertrag wird dann die eigene Krankenversicherung zur Pflicht, selbst dann, wenn du noch keine 18 Jahre alt bist. Innerhalb von 14 Tagen musst du dich für eine neue Krankenkasse entschieden haben, falls du sie wechseln möchtest. Dein:e Arbeitgeber:in meldet dich sonst selbstständig bei einer an – in den meisten Fällen ist dies eine Betriebskrankenkasse oder die Krankenkasse deiner Eltern.

FAZIT: GUTER RAT ZAHLT SICH AUS

Der Start ins Berufsleben ist mit einer ganzen Liste an spannenden und manchmal nervigen Entscheidungen verbunden. Es lohnt sich aber, sich damit auseinanderzusetzen und mit Menschen zu sprechen, die sich mit den Themen wirklich auskennen. Hilfreich ist auch der „Momente-Planer“ mit den wichtigsten Infos, Tipps und Tricks für Berufsstarter:innen, der in allen Filialen der LzO erhältlich ist.
Auch wenn dich die Schulzeit womöglich nur ungenügend auf diesen „Ernst“ des Lebens vorbereitet hat, ist es nicht so schwierig, wie es sich am Anfang anfühlt. Eine gute Beratung hilft in jedem Fall – sie ist die beste Investition.

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