4 Uhr
Ebenfalls bei Dunkelheit unterwegs ist das Team von Feinkost und Marktbeschicker Bastwöste. Um 4.30 Uhr haben sie angefangen, den Anhänger in der Oldenburger Zentrale mit der frischen Ware zu beladen: Spezialitäten aus eigener Produktion und von traditionellen Herstellern aus unterschiedlichen, oft südländischen Regionen. 40 Minuten – und an manchen Tagen einen überwältigenden Sonnenaufgang – später sind zwei von ihnen am Marktplatz in Jever angekommen. Hier bauen sie den Anhänger mithilfe von Stützen und Planen zum Marktstand um und platzieren dann die Produkte wie Öle und Essige ansprechend auf dem Tresen.
©Bastwöste
„Das frühe Aufstehen fällt manchmal schwer“, gesteht Ferdinand Freitag, einer von vier Geschäftsführenden Gesellschaftern bei Bastwöste. Aber: Dass sich das Team so gut verstehe und die Kundschaft nett und dankbar sei, mache es deutlich leichter. „Gerade unsere Stammkundinnen und -kunden nutzen die Ruhe frühmorgens gerne zum Einkaufen. Und bringen uns große Wertschätzung entgegen, weil wir schon da sind“, so Freitag. Die Stimmung sei dadurch fast familiär. Er verspüre auch eine gesellschaftliche Verantwortung: „Der traditionelle Wochenmarkt ist gerade in Norddeutschland eine feste Institution für viele Menschen. Ohne uns, die früh aufstehen, könnte sie nicht weitergeführt werden.“ (1.320)
5 Uhr
Aus Sicht von Hans-Hermann Steinkamp würde dieser Satz wohl lauten: Ohne uns, die nachts arbeiten, würden Briefe nicht an ihr Ziel gelangen. Zumindest nicht zeitnah. Er ist seit 2019 Leiter des Briefzentrums Oldenburg und für bis zu 310 Mitarbeitende verantwortlich. „Logistisch bewegen wir einiges“, bemerkt er – man könnte sagen – zurückhaltend. Denn in Zahlen gefasst bedeutet der hiesige Betrieb: etwa 800.000 Sendungen und über 300 Touren pro Tag. Wer die vielen Umschläge auf den Bändern der Großbriefsortieranlage mit 15 Kilometern pro Stunde an sich vorbeifliegen sieht, bekommt eine Vorstellung von den Dimensionen.
©von Mende Marketing
Gearbeitet wird in drei Schichten, der Dialogpost-, der Abgangs- und der Eingangsbearbeitung. Letztgenannte ist von 22 bis 8 Uhr angesetzt. Warum auch nachts? Ganz einfach: Tagsüber werden die Briefkästen geleert, Sendungen aus den Postfilialen abgeholt und abends auf die Briefzentren im jeweiligen Zielgebiet verteilt. Würden sie nur tagsüber sortiert, dann würden Arbeitsplätze und Maschinen nicht ausreichen, um alle eintreffenden Sendungen abzuwickeln. „Bis zu zwei Drittel werden nachts verarbeitet“, veranschaulicht Steinkamp. Die Folge wären schlicht längere Zustellzeiträume oder gar Verarbeitungsstau. Und Unmut bei den Empfängerinnen und Empfängern. Das zu vermeiden setzt voraus, dass knapp vier Fünftel der Belegschaft abends oder nachts arbeiten. Aber Steinkamp betont: „Ein Großteil der Mitarbeitenden sind Teilzeitkräfte, die sich ganz bewusst für die Schichtarbeit entschieden haben, beispielsweise weil dann mehr Zeit für die Familie bleibt.“ Und die Rahmenbedingungen sind bestmöglich – mit Entlastungs- und Altersteilzeit, mit längeren Pausen und Freischichten bei Nachtarbeit.
©von Mende Marketing
Auch Steinkamp selbst ist regelmäßig zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten im Briefzentrum anzutreffen, etwa um ein Problem zu lösen. Das kann vorkommen, immerhin sind Logistik und Technik in einem Briefzentrum komplex. Auch auf Veränderungen in der Lieferkette oder ein erhöhtes Sendungsaufkommen muss der erfahrene Leiter des Briefzentrums sofort reagieren, unter anderem indem er Schichtpläne anpasst. Die große Verantwortung trägt Steinkamp gerne. „Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich und bleibt dadurch spannend“, sagt er. Mache er seine Sache gut, werde ihm das außerdem gespiegelt. „Mich motiviert, wenn positiv über die Post gesprochen wird und unsere Mitarbeitenden mit ihrer Arbeit zufrieden sind.“