Schmackhaft gemacht: die Käsealternative „Veeze“


Milch hat ein positives Image, sie gilt als natürlich und gesund. In Niedersachsen hat sie zudem eine hohe wirtschaftliche Bedeutung: Rund 800.000 Kühe erzeugen pro Jahr über sechs Millionen Tonnen Milch. Kein Wunder, dass sie ein fester Bestandteil unserer Ernährung ist. Jungunternehmerin Anna Lessing macht den Menschen nun eine Alternative schmackhaft – und startet mit ihrer veganen Käsealternative „Veeze“ durch.

 

 

22. Februar 2024

©Veeze

Eigentlich war ihr Plan ein anderer. Nach dem Abitur studierte Anna Lessing in Hannover zunächst Deutsch und Darstellendes Spiel auf Lehramt und steuerte auf den sicheren Staatsdienst zu. Eines Tages jedoch erkannte die Veganerin ein Defizit, das ihren Karriereweg verändern sollte: „Auf dem Markt gab es mittlerweile zwar viele Fleischersatzprodukte, aber keine guten Käsealternativen“, erinnert sie sich zurück. Statt diese Tatsache zu akzeptieren, entwickelte die leidenschaftliche Köchin eine Lösung für das Problem. Auf Basis von Fairtrade-Cashew-Nüssen* kreierte sie eine natürliche Käsealternative, die einen ähnlichen Reifeprozess durchläuft wie ihr tierisches Vorbild und geschmacklich ebenso nuancenreich ist – die aber gänzlich ohne Milch auskommt.

* Überraschung: Cashews schonen das Klima!

Die biologisch erzeugten, fair gehandelten Cashew-Nüsse aus Afrika haben eine gute Klimabilanz. Das liegt vor allem an ihrer Effizienz: Für ein Kilogramm Cashew-Käse braucht man lediglich 500 Gramm Nüsse.

Start-up schlägt Schule

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Unternehmerin werde“, erinnert sich die gebürtige Lingenerin. Doch die Nachfrage nach ihren Produkten stieg kontinuierlich, sodass sie schrittweise in die Selbstständigkeit hineinwuchs. Das sei gut so gewesen, bilanziert sie heute: „Dadurch hatte ich nie den Moment, an dem ich eine Entscheidung treffen musste. Wer weiß, wie sie ausgefallen wäre?“

Seit 2021 ist die 26-Jährige mit „Veeze“ am Markt, seit April 2022 führt sie ihr Unternehmen hauptberuflich, inzwischen von Oldenburg aus. Hier ist sie Teil der pulsierenden Gründerszene: Im GO! Start-up Zentrum absolvierte sie ein halbjähriges Coaching, ihre Produktionsstätte in Ofen finanzierte sie über eine Crowdfunding-Kampagne; zudem knüpfte sie viele Kontakte zu anderen Jungunternehmerinnen und -unternehmern.

So reibungslos verlief es in der Vergangenheit nicht immer: „Bei Start-up-Netzwerktreffen gibt es viel Mansplaining¹“, beschreibt sie ihre Erfahrungen. Einmal habe sich jemand erkundigt, ob sie eigentlich wisse, dass man ein Gewerbe anmelden müsse: „Da frage ich mich doch: Wie wenig traust du mir zu, wenn du denkst, dass ich noch nicht einmal das weiß?“

Dass sie derlei Ratschläge nicht nötig hat, beweist die Gründerin Tag für Tag. Von der Entwicklung über Produktion und Vertrieb bis zum Marketing macht Anna Lessing alles in Eigenregie. Mit Erfolg: Manche Käsekreationen sind nach nur einer Stunde ausverkauft. Doch die Tage als Solistin sind gezählt. Unterstützung bei der Produktion hat die Jungunternehmerin fest eingeplant – nicht zuletzt, weil sie selbst im neuen „Veeze“-Ladengeschäft in der Oldenburger Hauptstraße gefragt ist. Tatsächlich sind die Voraussetzungen für eine Expansion günstig: Die Zahl vegan lebender Menschen nimmt seit Jahren zu, bundesweit sind es inzwischen 1,58 Millionen.² Der Markt wächst also – und mit ihm die Chancen für Unternehmen wie „Veeze“.

©Veeze

„Ich habe Lust auf die Challenge, einen Betrieb zu führen,
der für etwas einsteht und eine klare Botschaft hat.“

 

Richtige Entscheidungen

Für Lessing ist das Thema aber mehr als ein Geschäftsmodell, sie ernährt sich aus ethischen Gründen vegan. Andere belehren möchte sie nicht: „Natürlich wünsche ich mir, dass weniger Nutztiere gehalten werden“, bekennt die Wahl-Oldenburgerin. „Ich kann aber verstehen, wenn sich jemand anders ernährt oder nur langsam an das Thema herantastet. Schließlich sind wir alle nicht damit aufgewachsen.“ Deshalb setzt die Ernährungsberaterin und Kochdozentin auf Angebote: Der vegane Lebensstil stehe nicht für Entbehrungen, sondern für spannende Alternativen – wie eben „Veeze“.

Den Lehrerberuf und die sichere Beamtenlaufbahn vermisst Anna Lessing bisher nicht: „Ich habe mich richtig entschieden“, stellt sie fest und scheint damit beides zu meinen: ihr florierendes Unternehmen und die Entscheidung für vegane Ernährung. Milch und Käse werden weiterhin in den Kühlschränken des Oldenburger Landes zu finden sein. Vegane Alternativen auszuprobieren, lohnt sich aber – denn mit „Veeze“ hat Anna Lessing sie schmackhaft gemacht.

Guck mal an!

Im Juni hat das Team von „Buten & Binnen“ einen Blick in die Veeze-Produktionsräume geworfen. Den humorvollen Beitrag kann man hier ansehen.

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