SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT IN HATTEN

Der Natur am nächsten

28. April 2023

©von Mende Marketing

Jede Woche frisch geerntetes Gemüse erhalten und den Hof mit einem festen monatlichen Betrag unterstützen: Das ist das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft. Für Gärtnermeister Peter Kluin bedeutet dies Planungssicherheit, denn seine Mitglieder unterstützen ihn auch bei Ernteausfällen. Doch nicht nur er profitiert von dieser Herangehensweise.

 


Morgendlicher Tau liegt noch auf den Feldern, als Melanie Rackemann mit ihrem Rad bei der Bioland-Gärtnerei Erdfrüchte in Hatten ankommt. Seit 2020 macht sie diese Tour einmal pro Woche, um ihren Ernteanteil bei Peter Kluin abzuholen. „Als mein Mann und ich unsere Tochter bekamen, haben wir uns bewusst für Bio-Lebensmittel entschieden“, sagt Rackemann. „Weil mein Mann neben Peters Hof aufgewachsen ist, fanden wir es toll, gleichzeitig auch zu wissen, wo das Obst und Gemüse herkommen.“

Gemeinsam einen Unterschied machen

Kluin gründete seinen Hof Anfang der 1980er Jahre. Während des Biologiestudiums suchte er nach Alternativen in der Landbewirtschaftung und stieß früh auf den ökologischen Anbau – seit 1985 ist Kluin Mitglied im Bioland-Verband. Und damit nicht allein: 10.000 Betriebe produzieren Lebensmittel nach den strengen Bioland-Richtlinien. „Für mich liegt das Besondere darin, dass diese Bewirtschaftung der Natur am nächsten ist“, sagt der Gärtnermeister.

Den Ertrag seines Anbaus hat er jahrzehntelang auf verschiedenen Wochenmärkten in Oldenburg angeboten. Nun, da der Ruhestand näher rückt, konzentriert er sich vermehrt auf das Vermitteln von Ernteanteilen. Die solidarische Landwirtschaft – oder auch SoLaWi – bedeutet für ihn vor allem Unabhängigkeit und Planungssicherheit: „Wer Mitglied wird, ist für mindestens ein Jahr dabei. Wenn ich auf dem Markt verkaufe, sieht das ganz anders aus.“

 

 

 

Solidarische Landwirtschaft, solidarische Tarife

Aktuell zählt Kluin 65 feste Mitglieder, bis zu 120 könnte sein Hof maximal versorgen. Viele sind durch Weiterempfehlungen auf den Hof aufmerksam geworden. „Ich versuche immer, etwas Werbung zu machen“, lacht Rackemann. „Man kann auch einen Ernteanteil zur Probe beziehen, um zu schauen, was darin enthalten und wie groß er ist.“ Für Studierende, Personen mit geringem Einkommen oder Singles bietet Kluin auch halbe Anteile oder einen Preisnachlass an. Wer wiederum mehr Geld als im Tarif festgesetzt geben möchte, kann dies ebenfalls tun.

Kluin und Rackemann schlendern vorbei an mehreren großen Gewächshäusern. In ihnen wachsen Reihen voller knackiger Salatköpfe, feuriger Chilischoten und leuchtend roter Tomaten. Seitdem Rackemann ihren Ernteanteil bezieht, hat sie viele neue Gemüsesorten kennengelernt – und ist in der Küche durchaus kreativer geworden. „Kaufe ich selbst ein, koche ich oft Ähnliches. So muss ich mir etwas einfallen lassen“, sagt sie. Denn: Was in ihrem Ernteanteil enthalten ist, sucht sie sich nicht selbst aus, sondern ist beeinflusst durch Saison und Angebot. Manche Gemüsesorten habe sie bis vor Kurzem gar nicht gekannt.

©von Mende Marketing

„Die Frische merkt man.“

Melanie Rackemann, SoLaWi-Mitglied

Generell ist Rackemann erstaunt, wie sehr sich ihre Wahrnehmung von Lebensmitteln in den letzten Jahren verändert hat. „Wenn wir jetzt in den Supermarkt gehen, achten wir viel bewusster auf Regionalität“, sagt die Sozialversicherungsfachwirtin. Auch Saisonalität berücksichtigt sie nun: „Man freut sich mehr auf das Obst und Gemüse, wenn nicht alle Sorten das ganze Jahr über verfügbar sind.“ Im Sommer sei der Ertrag wiederum mitunter so groß, dass sich die Box mit ihrem Anteil kaum schließen ließe. Da die Ware direkt nach der Ernte verpackt wird, halte sie sich außerdem sehr lange. „Und die Frische merkt man“, stellt Rackemann fest.

Sie und Kluin sind am Eingang der Biolandgärtnerei angekommen. In ein paar Minuten wird Rackemann mit ihrer vollbeladenen Kiste auf ihr Rad steigen und ihren Ernteanteil nach Hause fahren. Nächste Woche wird sie wiederkommen – und sich überraschen lassen, was sich dieses Mal in der Box befindet.

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