Mein Vorbild: der Papst

Das ganze Leben in einem Händedruck

7. April 2025

Portraet des Reiseveranstalters Hans Hoeffmann aus Vechta.

©von Mende Marketing

Den Papst persönlich treffen? Unvorstellbar! Das dachte auch Hans Höffmann. Bis er alles daran setzt und am Ende wirklich vor ihm steht. Die Begegnung berührt ihn tief, von ihr profitiert der erfolgreiche Reiseveranstalter noch heute. Sie hat ihn versöhnt, bestärkt und ihm etwas Entscheidendes vermittelt.


Der Papst ist präsent im Leben von Hans Höffmann. In den Geschäftsräumen des Unternehmers in Vechta gibt es kaum einen Flecken Wand, den nicht ein Gemälde oder eine Aufnahme vom Heiligen Vater ziert. Den nicht eine Vitrine verdeckt, in der Reliquien ausgestellt sind – von der Papstkrone bis zur Blutreliquie. Das Besondere: Es handelt sich nicht etwa um Replikate. Höffmann besitzt ausschließlich Originale. In der Regel wurden sie ihm persönlich vermacht, nicht selten mit Widmung des Papstes.

 

Mit dem Papst in Rom

Denn das Kirchenoberhaupt ist auch noch auf andere Weise präsent in seinem Leben: Hans Höffmann hat ihn getroffen. Mehrfach. Seit über 50 Jahren ist er regelmäßig in Rom, um eine Privataudienz zu erhalten. Er pflegte ein freundschaftliches Verhältnis mit Papst Johannes Paul dem II., war in regelmäßigem Austausch mit Benedikt dem XVI. und diente sogar Papst Franziskus in der Heiligen Messe. Diese Treffen haben einen tiefen Eindruck bei Höffmann hinterlassen, insbesondere sein erstes. Es hat ihm geholfen, sich mit seinem Schicksal zu versöhnen. Und den Papst zu seinem Vorbild gemacht.

Aber von vorne: Dass Hans Höffmann einmal ein erfolgreicher Reiseveranstalter werden würde, schien alles andere als vorgezeichnet. Er wächst in einfachen Verhältnissen in Bösel mit acht Geschwistern auf und hat mit gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen: Immer wieder erleidet er epileptische Anfälle, bis in die Jugend. Schulisch wird ihm nur wenig zugetraut – anders als seine Geschwister geht er nicht auf das Gymnasium, sondern auf die Volksschule, absolviert eine unliebsame Lehre zum Bankkaufmann.

 

©von Mende Marketing

Immer weiter trotz Rückschlägen

Dennoch machten sich bei Höffmann früh zwei stark ausgeprägte Eigenschaften bemerkbar: Geschäftstüchtigkeit und Durchsetzungsvermögen. Er handelt mit Kaninchen, beginnt eine kleine Schweinezucht. Vor allem lässt er sich nicht unterkriegen von Rückschlägen. Im Gegenteil, sie scheinen ihn anzuspornen. Hans Höffmann findet eine Lösung, egal, welche Hindernisse sich ihm in den Weg stellen.

Und er findet Halt in der christlichen Gemeinde, ein Wendepunkt für ihn. Hier fühlt er sich geborgen, angenommen. Er fährt mit zu Ferienlagern, ist Messdiener und engagiert sich in der Jugendarbeit. Mit gerade einmal 16 Jahren veranstaltet er selbst ein Ferienlager für Kinder und Jugendliche. Hier nimmt die Leidenschaft für organisierte Reisen seinen Anfang. Eine Leidenschaft, die ihn in Kontakt mit dem Papst bringen wird.

 

Orientierung suchen, den Papst finden

Zur ersten Begegnung kommt es 1980. In diese Zeit fällt ein dramatisches Ereignis in Höffmanns Leben: Sein erstes Kind kommt tot auf die Welt, fast verliert er auch seine Frau Maria bei der Geburt. Warum wird ihm so viel Leid zuteil? Wie soll er wieder hoffen können auf das Gute? Er sucht nach Antworten, nach Orientierung. Höffmann ist fest entschlossen, den Papst zu treffen.

Seine Durchsetzungsfähigkeit macht sich bezahlt. Zunächst scheitert Höffmann mit seinem Vorhaben an den Gardisten, die das Eingangstor des Vatikanpalastes bewachen. Beim Versuch, sich Zugang zu den Vatikanischen Gärten zu verschaffen, wird er sogar verhaftet. Bei der Mittwochsaudienz in der Aula delle Udienze Pontificie aber passiert dann das unmöglich Geglaubte: Trotz tausender Anwesender wendet sich der Papst Höffmann zu.

©von Mende Marketing

Die heilende Geste: Ich bin bei dir

Es ist dieser eine Augenblick, der sich tief in seinem Gedächtnis eingeprägt hat. Er habe gespürt: Der Papst urteilt nicht; er fragt nicht nach Bildung, Status, materiellem Wohlstand. All das habe nicht gezählt. „Er hat mir einfach die Hand gegeben und damit alles gesagt. Das war für mich außergewöhnlich“, erzählt Höffmann, noch heute sichtlich bewegt. „Es war ein Händedruck, der mein Leben enthielt.“ Alle Entbehrungen, Verluste, Gefühle der Verlorenheit seien durch diese Geste des Papstes aufgefangen worden, die ihm vermittelte: Ich bin an deiner Seite.

Höffmann wollte etwas sagen, wollte erzählen, dass sein Kind gestorben war – aber er konnte nicht. Der Papst schien zu merken, dass Höffmann versuchte, ihm etwas mitzuteilen. Er gab seinem Sekretär ein Zeichen, der eine Legitimation für eine Privataudienz am Nachmittag ausstellte. Und tatsächlich: Dieses Mal ließen die Gardisten ihn passieren. Der Papst nahm ihn in Empfang, wie auch eine ganze Jugendgruppe im Sommer des nächsten Jahres. Seitdem wurden Höffmann und seine Reisegruppen regelmäßig zu Privataudienzen des Papstes eingeladen.

Das Kind aus dem Moor und der Heilige Vater

Dass er einmal das Oberhaupt der Kirche treffen würde? „Ich hätte mir nicht angemaßt, das auch nur zu hoffen“, sagt der 71-Jährige. Gerade er, das Kind aus dem Moor, von ganz unten also, darf den Heiligen Vater treffen, von ganz oben. Wird von ihm gesehen, so wie er ist.

Vielleicht ermöglichen Hans Höffmann die Begegnungen mit dem Papst auch einen milden, versöhnlichen Blick auf den eigenen Vater. „Als Kind war er nicht unbedingt mein Vorbild, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber heute denke ich ganz anders darüber“, erzählt er, selbst Vater von drei Kindern. Rückblickend könne er sehen, was der Vater geleistet habe – neun Kinder in der Nachkriegszeit durchgebracht, obwohl der Krieg dem Soldaten ein Trauma beschert und ihm die Lebensqualität genommen habe. Dass Alkohol die einzige Linderung schien? Nachvollziehbar.

In wirtschaftlicher Hinsicht ist Höffmann mittlerweile selbst „oben angekommen“. Mit der Gründung der „Hans Höffmann GmbH“ 1986 – heute „Höffmann Reisen GmbH“ – ließ er alle beruflichen Zwischenstationen hinter sich und legte den Fokus darauf, Jugendferienlager, Schulreisen und touristische Gruppenreisen in der ganzen Welt auszurichten. Seine Reisegruppen wuchsen schnell auf eine Größe von zum Teil weit über 1.000 Teilnehmenden an.

 

Vorbildhaft: nicht über andere zu urteilen

Dass er selbst Gruppen dieser Dimension die Begegnung mit dem Papst ermöglichte, weiß die Kirche zu schätzen: Er wird von Papst Benedikt dem XVI. mit dem Orden für seine Verdienste um die römisch-katholische Kirche ausgezeichnet. Neben seiner Jugendarbeit bleibt auch sein Engagement für interkulturellen Austausch, als Unterstützer der Universität Vechta und Förderer zahlloser sozialer Projekte – über Kontinente hinweg – nicht unbemerkt. Im Februar 2025 erhält Hans Höffmann dafür vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz.

Was er in seinem Leben bewegt hat, ist bemerkens- und ehrenwert. Erst recht mit Blick auf seine erschwerten Bedingungen. Damit lässt sich möglicherweise Höffmanns klare Haltung erklären: Er urteilt nicht über andere. So wie der Papst, sein Vorbild.

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