Ein Ort der Geborgenheit: das Mehrgenerationenhaus
Deutlich wird: Im Wohnmixhaus geht niemand verloren, wie es einmal eine Bewohnerin formulierte. Aber durchgehende Harmonie? „Nein, hier herrscht nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen“, lacht Rosemarie Schreiber. So intensiv zusammen zu leben könne auch herausfordernd sein. Das Bedürfnis nach Nähe und Distanz jeder Bewohnerin und jedes Bewohners kennenzulernen, die eigenen Grenzen und die der anderen – darauf müsse man sich ernsthaft einlassen. „Ich habe noch einmal viel über Menschen gelernt“, so die 75-Jährige.
Gemeinsam mit ihrem Mann Heinrich stieß sie 2010 zum Verein, den die Bewohnerinnen Edda Pargmann und Kirstin Ehlers mitgegründet haben. 2008 wurde er ins Leben gerufen und setzt sich – anders als bei einem Genossenschaftsmodell – aus Wohnungseigentümer:innen, (auch B-Schein-) Mieter:innen und Förder:innen zusammen. Dadurch entstehen unterschiedliche Bedürfnisse und Ansprüche, weshalb sich die Bewohner:innen durchaus einmal uneins sind. So teilt Edda Pargmann nicht immer alle Entscheidungen des Hauses: „Ich musste auch lernen loszulassen“, gibt sie zu. Aber: Sie akzeptiert, was die Mehrheit beschlossen hat.
Und entscheidet sich jeden Tag wieder ganz bewusst für Wohnmix. Dafür, gemeinsam zu gestalten und zu streiten, sich gemeinsam zu freuen und zu feiern. Denn für sie ist diese Form des Zusammenwohnens und -lebens vor allem eines: sinnstiftend.