Immer der Hunte nach

1. Oktober 2021
© Thomas Weber, www.photomas.de

Meine erste Begegnung mit dem Landkreis Oldenburg fand Mitte der 1980er-Jahre statt. Ich wechselte damals in die neue Lokalredaktion Wildeshausen. Es war keine stürmische Liebe, sondern eher eine scheue Romanze. Ich habe die vielen Vorteile gesehen, aber mein junges Herz wollte auch Großstadt. Zum Glück durfte ich schnell lernen, dass Wildeshausen so viel Stadt bot, wie ich brauchte – und noch viel mehr.

Am bekanntesten ist vielleicht das Gildefest. Zu Recht, wie ich finde. Es ist ein traditionsreiches und sympathisches Markenzeichen. Aber natürlich gibt es viele weitere Liebenswürdigkeiten zu entdecken. Ein idealer Ort dafür ist der Wochenmarkt: Ich mag es, durch die Gänge zu schlendern, auch der Klönschnack gehört fest dazu. Immer wieder streift mein Blick dabei die Kulissen: den gotischen Treppengiebel des Rathauses, die spätromanische Alexanderkirche.

Radvergnügen entlang schöner Alleen, © ZV Naturpark Wildeshauser Geest

Zutaten


Zubereitung


Wer die Altstadt erfassen will, sollte unbedingt einen Spaziergang durch die Wallanlagen machen. Man spürt die Geschichte.

Der schönste Weg aus Wildeshausen hinaus ist natürlich die Hunte. Hier im Landkreis ist sie noch ursprünglich, fließt gemächlich in vielen gewundenen Kurven. Auf dem Rad kann man ihr kilometerweit folgen, zum Beispiel zum Künstlerdorf Dötlingen mit seinen Ateliers und Galerien. Die größtenteils noch vollkommen unverbaute Natur ist ein wahrer Genuss. Man taucht förmlich in sie ein und lässt die Alltäglichkeiten hinter sich.

Großsteingrab Glaner Braut, © Gemeinde Dötlingen_Klaus Sekuly

Natürlich lohnt sich auch die Straße der Megalithkultur. Mich persönlich faszinieren aber weniger die Großsteingräber, sondern vielmehr die Umgebungen, in die sie eingebettet sind. Sehr reizvoll sind aber auch behutsame Weiterentwicklungen wie am Falkensteinsee in Ganderkesee oder an der Klosterruine in Hude. Dort sind wunderbare Orte mit Seele und Genuss entstanden. Mir fällt das Wort „sanft“ dafür ein. Und ich meine es als Kompliment – für die gesamte Gegend.

Gab es einen Moment, in dem mir klar wurde, dass der Landkreis Oldenburg meine Heimat geworden ist? Nein, nicht direkt. Plötzlich war ich hier zu Hause. Und es fühlte sich genau richtig an: Als wäre ich angekommen. Es mag anfangs eine scheue Romanze gewesen sein, aber es ist definitiv eine mit Happy End!

Gaby Schneider-Schelling, © privat

Gaby Schneider-Schelling (61) ist stellvertretende Chefredakteurin der Nordwest-Zeitung. Die dreifache Mutter mag ihren Arbeitsplatz in Oldenburg-Etzhorn und ihre Geburtsstadt Nordenham, doch zu Hause ist sie im Landkreis Oldenburg. Hier erzählt sie, warum das so ist – und so bleibt.