Hilfe für Helfende: der digitale Caregiver „PLiX“


In Deutschland pflegen rund 500.000 Elternteile ein Kind mit Behinderung oder chronischer Erkrankung. Dennoch ist die Informationslage zu Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten dürftig. Das wollte Isa Nowak – selbst pflegende Mutter – nicht länger hinnehmen und entwickelt mit „PLiX“ einen digitalen Alltagsbegleiter.

28. April 2024

©von Mende Marketing
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Neulich gab es wieder einen dieser Momente, in denen Isa Nowak die Bedeutsamkeit von PLiX gespiegelt wurde. Auf ihrem Instagram-Account veröffentlichte sie ein Reel und bat darin die Community, bei einer Umfrage mitzumachen. Die Resonanz: über 86.000 Aufrufe, knapp 1.000 Likes und vor allem über 1.200 Teilnahmen. „Wohlgemerkt kurz vor Weihnachten“, betont Nowak. „Wer sich in dieser zusätzlichen Stressphase Zeit für die Beantwortung einer Umfrage nimmt, glaubt an Sinn und Nutzen der Idee.“

Das Ziel: Entlastung

Am Angebot der Gründerin hat die Zielgruppe offensichtlich Bedarf. Man könnte ergänzen: dringenden Bedarf. Hinter PLiX – beziehungsweise der PLiX Care Innovation GmbH – steckt eine digitale Anwendung, die Eltern bei der Pflege eines Kindes mit Behinderung oder chronischer Erkrankung unterstützen soll. Und ihnen letztlich das ermöglichen, was sie sich am meisten wünschen: mehr Zeit zu haben für das Kind, die gesamte Familie und auch sich selbst.

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Pflegebedürftige Kinder als Nischenthema

Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten der Entlastung. Das Problem ist nur: Viele pflegende Eltern kennen sie schlicht nicht. „Erst ein Jahr nach der Geburt meiner Tochter hat uns der psychosoziale Dienst im Krankenhaus aufgesucht, von dem ich bis dahin nicht mal wusste“, nennt Isa Nowak ein Beispiel und stellt fest: „In der Gesellschaft fehlt das Bewusstsein für pflegebedürftige Kinder – von der Werbung bis hin zur Politik.“ Dabei liegt ihre Zahl in Deutschland bei rund 300.000. Jährlich werden allein etwa 16.000 Kinder mit Genfehlern geboren. Trotzdem ist von allem zu wenig da – zu wenig Beratungsangebot, zu wenig geschultes Fachpersonal, zu wenig Kapazitäten für die notwendige Aufklärungsarbeit und auch zu wenig Wissen. „Es fehlt selbst bei unabhängigen Teilhabeberatungsstellen – sie sind oft fokussiert auf behinderte Erwachsene“, stellt Isa Nowak fest.

Verlässlich verfügbar

Diese Lücke soll PLiX zukünftig schließen: indem sie pflegenden Eltern mithilfe von Künstlicher Intelligenz passgenaue Informationen an die Hand gibt, über Leistungsansprüche aufklärt und im Alltag unterstützt, etwa weil sie an das Versenden des neuen Therapieberichts erinnert oder bei einer Antragstellung hilft. Wie ein verlässlicher und entlastender Alltagsbegleiter. Denn als digitale Anwendung auf dem Smartphone oder Tablet ist PLiX immer verfügbar, ob bei der Einschlafbegleitung, der Nachtwache oder beim Warten in der Klinik. „Ich möchte, dass jedes pflegende Elternteil die bestmögliche Unterstützung erhält – von Anfang an“, betont Isa Nowak.

Dieses Konzept kommt nicht nur bei der Zielgruppe an. Bei einem KI-Ideathon im April 2022 gewann sie ein Coaching sowie finanzielle Unterstützung in Höhe von 5.000 Euro. 2023 setzte sie sich dann bei einem Pitch gegen andere Geschäftsmodelle durch. Die Belohnung war die Teilnahme an einem fünfmonatigen Accelerator-Programm im Oldenburger GO! Start-up Zentrum.

Ein Plus an Erfahrung

Nach der Gründung von PLiX im Januar 2024 plant Isa Nowak hier die nächsten Schritte. Darunter: die Anwendung weiter ausarbeiten, Investoren gewinnen, Kooperationen anschieben. Dabei helfe ihr zum einen die Kompetenzen als Sonderpädagogin, zum Beispiel bei Business- und Projektplanung sowie bei deren strukturierter Umsetzung. Zum anderen die Erfahrung als pflegendes Elternteil. „Weil ich so viel Grenzen überschritten habe, gibt mir das sehr viel Durchhaltevermögen, eine hohe Toleranzschwelle und große Flexibilität. Wenn etwas nicht gleich funktioniert, dann finde ich einen Plan C“, erzählt Nowak.

 

„Endlich kann ich anderen meine Erfahrung und Expertise vermitteln.“

Isa Nowak, Gründerin von „PLiX“

 

Wer ihr zuhört, spürt förmlich den Tatendrang der Gründerin. Von „Erfüllung“ und „Wirksamkeit“ spricht sie, einer Bevölkerungsgruppe zu helfen, deren Bedürfnisse zu wenig Beachtung finden. Und davon, „on fire“ zu sein, für PLiX zu brennen. Es bleibt dabei: Pflegende Eltern brauchen Menschen wie Isa Nowak mit ihren Ideen, ihrer Wachheit und ihrem Willen. Und wieder könnte man ergänzen: dringend.

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