Nach Zahlen des Deutschen Aktieninstituts investieren derzeit 12,9 Millionen Menschen in Deutschland in Aktien, Aktienfonds und börsengehandelte Fonds (ETF), also etwa jede siebte Bundesbürgerin oder jeder siebte Bundesbürger. Der Trend geht zwar langsam nach oben, doch von Zahlen wie zum Beispiel in den Niederlanden sind wir weit entfernt. Dort legt etwa ein Drittel der Bevölkerung in Aktien an. Auch in vielen anderen Nationen ist die Quote deutlich höher als hier.
12,9 Millionen Menschen in Deutschland
investieren in Aktien, -fonds und ETF.
Die Gründe dafür sind vielfältiger Natur. So hat Deutschland – anders als unsere westlichen Nachbarinnen und Nachbarn – keine lange Tradition in Börseninvestments. Entscheidend aber dürfte sein, dass die Materie nicht sehr zugänglich ist. Von außen betrachtet erscheint vieles kompliziert. Dabei sind manche Mechanismen überraschend einfach und logisch, aber dennoch wirkungsvoll für die Vermögensbildung. „Es ist nicht nötig, außergewöhnliche Dinge zu tun, um außergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen“, ist auch die Investment-Legende Warren Buffet überzeugt – und das 92-jährige „Orakel von Omaha“ liegt bei Fragen der Geldanlage in der Regel richtig.
Attraktive Automatik für die Anlage
Zu diesen simplen Wirkungsweisen gehört auch der sogenannte „Cost-Average-Effekt“. Wörtlich könnte man ihn mit Durchschnittskosteneffekt übersetzen, aber das allein griffe zu kurz. Denn hinter diesem Begriff steckt eine clevere Anlagestrategie, für die man (fast) kein Börsenwissen braucht. Um von den Vorteilen des „Cost Averaging“ zu profitieren, muss man nämlich vor allem eines tun: nichts.
Eine Ausnahme macht zu Beginn nur die Investment-Entscheidung. Zu diesem Zeitpunkt legt man fest, welchen Betrag man monatlich investieren möchte – zum Beispiel hundert Euro – und in welchen Fonds oder ETF das Geld fließen soll. Komplizierter wird es nicht, denn danach passiert Folgendes: In guten Zeiten wird über einen Wertpapiersparplan regelmäßig das Wunschprodukt gekauft, während der Kurs kontinuierlich steigt. Aber: Je teurer es wird, desto weniger Anteile werden pro Transaktion erworben, da die monatliche Rate konstant bei hundert Euro bleibt.
Das gleiche Prinzip trifft auch auf die entgegengesetzte Entwicklung zu, nämlich auf fallende Kurse. Im Normalfall ist das ein unangenehmer Moment für Anlegerinnen und Anleger, schließlich sinkt der Wert ihres Vermögen. Für die monatliche Sparrate ist der Rückgang aber eine gute Nachricht, denn fallende Notierungen bedeuten sinkende Preise. Dadurch werden mehr Anteile gekauft als zuvor bei höheren Kursen, da es weiterhin bei der vereinbarten Sparrate bleibt. Eine kluge Strategie, findet auch Pragmatiker Buffet: „Ob es sich nun um Socken handelt oder um Aktien, ich kaufe gerne Qualitätsware, wenn sie im Preis reduziert ist.“ Für diesen Schritt ist aber keine bewusste Entscheidung und keine spezielle Order nötig – er passiert von ganz allein.
In der Unruhe liegt die Kraft
Es ist ein Paradoxon: Wenn es an den Börsen richtig stürmisch wird, wenn es mal hochgeht und mal runter, dann können Anlegerinnen und Anleger mit monatlichen Sparbeiträgen besonders beruhigt sein. Dieses Umfeld ist für ihre Strategie nämlich ideal. Je höher und heftiger die Schwankungen (Fachleute sprechen hier von „Volatilität“), desto größer sind die Chancen, vom Durchschnittskosteneffekt zu profitieren.
Egal, ob die Kurse steigen oder fallen: Mit der regelmäßigen monatlichen Sparrate treffen Sparerinnen und Sparer immer die richtige Entscheidung. Bei hohen Kursen halten sie sich zurück, bei niedrigen Kursen greifen sie zu – ganz automatisch. Dabei profitieren sie vom „Cost-Average-Effekt“, da durch ihn der durchschnittliche Einstandskurs bzw. Kaufpreis niedriger ausfällt als beim einfachen Durchschnitt. Diesen Effekt erreicht man durch schlichtes Nichtstun. Und auch das passt zu den Prinzipien des Multimilliardärs Warren Buffet: „Man muss nicht viele Dinge im Leben richtig machen – solange man nicht zu viele Dinge falsch macht.“ Und siehe da: Manchmal ist die Börse eben doch ganz einfach.
* Stand: 3.4.2023