Ein guter Umgang mit sich selbst:

Der Schlüssel zu erfüllten Beziehungen

16. Dezember 2022

©von Mende Marketing

Gerät unser Leben in Schieflage, sind dafür oft zwischenmenschliche Probleme verantwortlich. Das erlebt Karina Ganghof tagtäglich bei ihrer Arbeit als psychosoziale Beraterin bei awo lifebalance Weser-Ems. Im Interview klärt sie über die Definition von Beziehung auf und verrät, warum wir selbst der Schlüssel zu erfüllten zwischenmenschlichen Verbindungen sind.


Wann sprechen wir eigentlich davon, eine „Beziehung“ zu einem anderen Menschen zu haben?

Eine zwischenmenschliche Beziehung entsteht, sobald ich in Kontakt und Kommunikation mit einer anderen Person gehe. Sie variiert aber natürlich in ihrer Intensität und Intimität je nach Art der Beziehung – ob Partnerschaft, Eltern-Kind- oder Geschwisterbeziehung, Freundschaft oder berufliche Beziehungen.

 

Welche Faktoren beeinflussen, wie stark diese emotionale Bindung ist?

Das Vertrauensverhältnis spielt eine große Rolle. Wie stark kann ich mich auf den anderen verlassen? Fühle ich mich sicher und geborgen bei ihm? Ein respektvoller Umgang miteinander ist ebenfalls wichtig – die Akzeptanz der anderen Person mit ihren Stärken und Schwächen. Dazu gehört auch, den Gefühlen und Bedürfnissen gegenseitig Raum zu geben.

 

„Das Vertrauensverhältnis spielt eine große Rolle dabei,
wie stark eine emotionale Bindung ist.“

Was passiert, wenn sich diese Bedürfnisse unterscheiden?

Das hängt davon ab, welche Beziehungsannahmen und Handlungskompetenzen ich in Bezug auf die Gestaltung einer Beziehung gelernt habe. Kann ich meine Bedürfnisse angemessen äußern? Und auch die Position des Gegenübers verstehen und akzeptieren? Beziehungen gestalten heißt nämlich auch, sich weiterzuentwickeln, Kompromisse einzugehen und neue Verhaltensweisen zu erproben. Dazu kommt die Persönlichkeitsstruktur. Ein Mensch mit einer sicheren Persönlichkeitsstruktur könnte eine unbefriedigende Beziehung eher loslassen als ein Mensch mit einer unsicheren.

 

Bedingt Unsicherheit auch, dass sich jemand mit Aufbau und Pflege von Beziehungen schwertut?

Ja, denn innere Glaubenssätze wie „Ich bin nichts wert“ oder „Mich mag sowieso keiner“ haben eine große Macht. Sie können die Gestaltung einer Beziehung negativ beeinflussen. Probleme zeigen sich dann auf mehreren Ebenen – in Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Verhalten. An erster Stelle steht häufig, dass eine Situation oder ein Verhalten durch die negative Selbstüberzeugung verzerrt wahrgenommen wird. Interpretiere ich etwa den Blick einer Person so, dass sie mich nicht mag, löst das ein ungutes Gefühl in mir aus. Daraufhin ziehe ich mich wahrscheinlich zurück oder bin gehemmt.

©von Mende Marketing

Wie äußert sich bei Ihren Klientinnen und Klienten, dass sie Probleme mit Aufbau und Pflege von Beziehungen haben?

Sie fühlen sich häufig allein und einsam, haben kein oder nur ein kleines soziales Umfeld und immer wieder Konflikte mit anderen Personen. Besonders schwierig ist es, wenn die Klientinnen und Klienten ihren Anteil am Konflikt nicht beziehungsweise noch nicht sehen können. Aber: In der Beratung arbeiten wir daran, sie zu befähigen, diese Verhaltensmuster zu verstehen und alternative Handlungsmöglichkeiten zu erproben.

 

Der Schlüssel zu erfüllten Beziehungen bin ich also selbst?

Das könnte man so sagen. Wie erfüllt sie sind, ist sehr häufig damit verbunden, wie ich mit mir selbst umgehe. Eine gute Beziehung mit mir zu führen, ist ein wesentlicher Faktor für meine psychische und physische Gesundheit. Geht es mir gut, hat das auch Einfluss auf mein Umfeld. Das kann man vor allem bei Kindern beobachten: Sie sind umso „widerstandsfähiger“, je besser es den Eltern geht. Auch in einer Paarbeziehung bin ich meiner Partnerin oder meinem Partner gegenüber verständnis- und liebevoller, wenn ich einen wohlwollenden Umgang mit mir habe.

 

„Je besser es den Eltern geht, desto ‚widerstandsfähiger‘ sind die Kinder.“

 

Welche positive Entwicklung bei einer Klientin oder einem Klienten hat Sie besonders berührt?

Ich erlebe häufig, dass Menschen nicht daran glauben, ihr Zustand könne sich bessern. Sie lehnen auch weiterführende Hilfe wie eine Reha oder Psychotherapie erst einmal ab. Besonders berührend finde ich dann, wenn eine Klientin oder ein Klient am Ende der Beratung feststellt, wie groß die Veränderung letztlich war.

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Karina Ganghof

ist studierte Psychologin mit den Schwerpunkten Gesundheitswesen, Kommunikations- und Emotionspsychologie. Sie legt Wert darauf, ihr fachliches Spektrum stets zu erweitern, und hat sich daher unter anderem in der traumatherapeutischen Methode EMDR weitergebildet. Bei ihrer Arbeit als psychosoziale Beraterin bei awo lifebalance Weser-Ems unterstützt sie seit 2014 Erwachsene in der Einzelberatung rund um private und berufliche Belastungen. An ihrer Tätigkeit reizt sie vor allem die Vielfältigkeit der Beratungsanliegen und die Wirksamkeit ihrer Beratungen. Oft kann sie ihren Klientinnen und Klienten schon mit wenigen Mitteln dabei helfen, neue Perspektiven einzunehmen, Verhaltensmuster zu verändern und damit ihr Befinden zu bessern.

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