Everybody’s Darling bis zum Burn-out
Ebenjene Selbstkenntnis kam Martina Gercken* zugute. Der Wendepunkt in ihrem Leben war nicht plötzlich da, sondern verlief als eine sich stetig zuspitzende Entwicklung, an deren Ende 2022 ein Burn-out stand. Oder vielmehr: der Ausstieg aus dem Job, bevor der totale Zusammenbruch gedroht hätte. Denn die Signale des nahenden Burn-outs kannte Gercken schon – die zunehmende Müdigkeit, die Dünnhäutigkeit, das Gefühl des Ausgebranntseins. 2013 war sie schon einmal an diesem Punkt. Trotzdem machte sie zunächst weiter, bis sie eines Tages im Büro vor Erschöpfung anfing zu weinen. Aufgrund ihrer Vorerfahrung wusste sie, dass sie jetzt handeln musste. Es folgte die Rücksprache mit Arzt und Therapeutin, dann die Krankschreibung. „So konnte ich gerade noch eine Erschöpfungsdepression abwenden“, sagt Gercken.
„Ich wollte immer perfekt abliefern,
Everybody’s Darling sein.“
Martina Gercken, Stressmanagerin
Spricht sie heute über diese Zeit, wirkt die 43-Jährige sehr aufgeräumt. Klar habe das Arbeitsumfeld eine Rolle gespielt. Damals arbeitete sie als Projektmanagerin für ein Oldenburger Dienstleistungsunternehmen. Die Branche: schnelllebig. Das Arbeiten: unter großem Zeitdruck. Der Anspruch: hoch. Ebenso wie ihr eigener. „Ich wollte immer perfekt abliefern, Everybody’s Darling sein“, erzählt Gercken. Deswegen sagt sie auch, dass ihre Persönlichkeit einen Einfluss auf die Zuspitzung der Situation hatte. Die Schwierigkeit etwa, sich abzugrenzen, Nein zu sagen – beruflich wie privat. Und auch die Neigung, den Selbstwert vom Job abhängig zu machen.
Nichts mehr zu leisten, sei anfangs schwer auszuhalten gewesen, beschreibt es Martina Gercken. Aber dann sei ihr das Ausmaß ihrer Situation bewusst geworden: „Hier geht es um mich und meine Gesundheit. Ich konnte mir endlich selbst die Erlaubnis geben, dass ich mir die Zeit nehme, gesund zu werden.“ Sie blieb krankgeschrieben, ging auf Kur und traf dann eine fundamentale Entscheidung: nicht in den Job zurückzukehren. Genau die richtige, wie sich zeigen würde. Denn Martina Gercken hat viel nachgedacht – über sich, über ihr Leben, über das, was ihr wirklich etwas bedeutet. Und dabei eine wesentliche Erkenntnis gewonnen: „Was mir wirklich Freude macht, ist mit meinen Erfahrungen und meinem Wissen dafür zu sorgen, dass es anderen Menschen gut geht.“