Auf eine andere Art kümmert sich die Deichschäferin Birgit Dreyer um Grün: Die insgesamt 900 Mutterschafe sorgen durch ihre Bewegung beim Grasen dafür, dass sich der Untergrund auf den Deichen verdichtet. Als „trippelwalzende Deichpfleger“ bezeichnet sie der II. Oldenburgische Deichband, der insgesamt zehn Deichschäfereien unterhält. Einmal pro Woche wird eine Gruppe, die aus 80 bis 100 Tieren besteht, von Dreyer umgeweidet. Zumindest wenn sie noch da ist. „Heute Morgen musste ich eine Gruppe wieder einfangen, nachdem sie sich selbstständig gemacht hatte“, schmunzelt Dreyer.
Sie klingt zufrieden, auch wenn sie ihre Tagesplanung anpassen musste. „Mein Beruf erfordert Spontanität, ist aber unheimlich abwechslungsreich“, stellt die gelernte Landwirtin und Tierarzthelferin fest. Zudem: Andere müssten extra spazieren gehen, um die Sonne zu genießen, während sie schon längst draußen sei. Jeden Tag viele Stunden im Büro zu verbringen, konnte sie sich noch nie vorstellen. „Damit fühle ich mich nicht wohl – ich bin lieber im Freien, bei den Tieren“, sagt Dreyer. „Das ist genau mein Ding!“
Nah am – genauer gesagt: mit dem – Element Wasser arbeitet auch Dirk Uffmann. Er ist als Verbandstechniker im Wasserbau beim Entwässerungsverband Butjadingen beschäftigt und koordiniert die Tätigkeiten in den verschiedenen Einsatzgebieten. Der Verband ist unter anderem für die Zu- und Entwässerung des 23.000 Hektar großen Gebiets zuständig.
Kurz erklärt: Im Sommer muss Wasser aus der Weser Äckern und Weiden zugeführt werden, damit das Vieh dort mit Tränkewasser versorgt ist. Gleichzeitig dienen die schmalen Wassergräben als Abzäunung für die Tiere, auch Viehkehrung genannt. In regenreichen Monaten sorgen Uffmann und sein Team wiederum dafür, dass das zusätzliche Niederschlagswasser in die Weser oder die Nordsee abgeführt wird. „Das ist wichtig, damit unsere Städte oder Flächen nicht überschwemmt werden“, erklärt Uffmann. Denn dieses Risiko ist auch durch die geografische Beschaffenheit der Region bedingt. „Ich erkläre den Verbandsmitgliedern immer, dass Butjadingen wie ein Suppenteller ist“, verrät der gelernte Wasserbauwerker. „Das Gebiet ist außen hoch und innen tief. Gäbe es keine Deiche, würde das Hochwasser zweimal am Tag das Verbandsgebiet überfluten.“
Naturnah essen
Dass die Natur Wasser benötigt, um etwa das Wachstum von Pflanzen sicherzustellen, gehört für uns zum selbstverständlichen Wissen. Welche Bedingungen jedoch Paprika oder Brokkoli genau braucht, um eine knackige Frucht oder schmackhafte Röschen hervorzubringen? Fragen wie diese können wir oft nicht mehr beantworten. Von der Herkunft und Herstellung naturnaher Produkte haben wir uns entfremdet.
Dabei kann der direktere Bezug zum Anbau von Nahrungsmitteln helfen, sich bewusster und gesünder zu ernähren. Diese Erkenntnis erklärt möglicherweise die „Kehrtwende von der Abkehr“: Die Anzahl der SoLaWi-Betriebe, der Urban-Gardening-Projekte, der Kräuter- und Gemüsebeete in Gärten oder auch der Pflanzensäcke und -taschen für Kartoffeln, Mini-Gurken und Zwergtomaten auf Balkonen nimmt zu. Je intensiver der Bezug zu Samen, Boden und Pflege, desto mehr Verbindung haben wir zu einem Lebensmittel. Auch weil durch die aufgewendete Mühe die Wertschätzung gegenüber der eigens geernteten Frucht oder dem Gemüse steigt. Das ist auch der Eindruck von Sonja Eitel-Harms. Vor ihrem Ruhestand und der Tätigkeit als Garten- und Landschaftstherapeutin hat sie als Lehrerin an der Kooperativen Gesamtschule Rastede unterrichtet und dort über 20 Jahre lang den Schulgarten betreut. „Selbst Kinder, die eigentlich sehr wählerisch beim Essen waren, konnten sich für die angebauten Lebensmittel begeistern“, blickt sie zurück.